Dietrich Bonhoeffer wird als der "evangelische Heilige" bezeichnet. Das stimmt, wenn man unter "Heiligung" den Versuch eines Lebens im Gehorsam gegenüber Gottes Gebot und in der Nachfolge Jesu Christi versteht. Wie kaum einem anderen gelang es dem Theologen und Pfarrer Bonhoeffer, seinen Glauben und sein Handeln miteinander in Übereinstimmung zu bringen. Eine seiner theologischen Grundfrage war: "Wer ist Christus für uns heute?" Christus sei der "Mensch für andere", war Bonhoeffers Antwort, und er folgerte: "Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist." Seine Theologie entstand aus den Zeitumständen heraus, und sein Glaube bewährte sich direkt in seiner Lebenswelt: Um Amtsbrüder jüdischer Abstammung vor der Nazi-Verfolgung zu schützen, beteiligte sich Bonhoeffer 1933 an der Gründung des Pfarrernotbundes, aus dem später die Bekennende Kirche hervorging. Deren Pfarrernachwuchs bildete er im Predigerseminar in Finkenwalde aus, ab Ende 1937 musste das heimlich geschehen. Was es ihm wirklich abverlangte, "dem Rad selbst in die Speichen zu fallen", wurde Bonhoeffer ab 1938 klar: Im Bewusstsein, dass er Schuld auf sich lud, beteiligte er sich an gewaltsamen Umsturzplänen gegen Hitler, wurde entdeckt und 1943 verhaftet. Ein großer Teil seines theologischen Werkes entstand im Gefängnis, darunter auch einige Gedichte. Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erhängt.
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Portal der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft
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