Margot Friedländer
Christophe Gateau/dpa
Margot Friedländer engagiere sich als Zeitzeugin "mit schier unfassbarer Kraft gegen Hass und Ausgrenzung", heißt es in der Begründung für die Preisvergabe.
Preis für NS-Zeitzeugin
Toleranz-Preis für Margot Friedländer
Das Jüdische Museum Berlin hat die 103 Jahre alte Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und die französische Autorin und Rabbinerin Delphine Horvilleur mit dem 23. "Preis für Verständigung und Toleranz" geehrt.

Die 103 Jahre alte Holocaust-Überlebende Margot Friedländer engagiere sich als Zeitzeugin seit vielen Jahren und trotz ihres hohen Lebensalters "mit schier unfassbarer Kraft gegen Hass und Ausgrenzung", heißt es in der Begründung für die Preisvergabe am Samstagabend im Jüdischen Museum in Berlin. Sie setze sich für Toleranz und Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie ein und motiviere zum Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus. 

Die Laudatio für Margot Friedländer hat Altbundespräsident Joachim Gauck gehalten. Gauck betonte, die Rückkehr der NS-Überlebenden nach Deutschland sei ein Geschenk. Sie ermutige zugleich, der Vergangenheit ins Gesicht zu sehen. Mit Margot Friedländer wurde auch die Rabbinerin Delphine Horvilleur mit dem 23. "Preis für Verständigung und Toleranz" geehrt. Die 50-jährige arbeite seit langem intensiv mit muslimischen und christlichen Intellektuellen und Geistlichen zusammen und suche den Dialog zwischen den Religionen.

Der am 5. November 1921 in Berlin geborenen jüdischen Deutschen Margot Friedländer gelang es unter dem NS-Regime zunächst, unterzutauchen und in Verstecken zu überleben. 1944 wurde sie in Berlin verhaftet und in das KZ Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung 1945 ging sie im Jahr darauf mit ihrem Ehemann in die USA. Nach mehr als 60 Jahren im Exil in New York kehrte sie mit 88 Jahren nach Deutschland zurück. Im vergangenen Jahr gründete sie eine Stiftung. Ihr Vater, ihre Mutter und ihr Bruder wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Mit der undotierten Auszeichnung werden nach Museum-Angaben Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft gewürdigt, die sich auf herausragende Weise um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben.

Das Jüdische Museum Berlin verleiht den "Preis für Verständigung und Toleranz" seit 2002 gemeinsam mit dem Freundeskreis des Museums. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, Literaturnobelpreisträger Imre Kertész, die Schauspielerin Iris Berben, Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller sowie die Altbundeskanzler Helmut Kohl und Angela Merkel (beide CDU).