Immer mehr rechtspopulistische Menschen aus der US-Promi-Szene konvertieren zum Katholizismus. Jüngstes Beispiel ist der britische Schauspieler Russel Brand, der unter anderem in Los Angeles wohnt. Auch die in den USA bekannte Moderatorin Candace Owens und Donald Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance sind Neu-Katholiken abgekommen. Sie nutzen ihre Reichweite auf Social Media und ein fundamentalistisches Glaubensbekenntnis, um extreme Sichtweisen zu bestärken.
Ein Beispiel für einen frisch zum Katholizismus konvertierten Prominenten ist Donald Trumps Vize-Kandiat J.D. Vance (40). Vance trat 2019 zum Katholizismus über. Zuvor bezeichnete er sich als Agnostiker. Über seinen Übertritt verfasste er für die katholische Zeitung "The Lamp" einen Essay, der seine Beweggründe detailliert erklärt.
Auch der Schauspieler Russel Brand (49), den man aus Filmen wie "Männertrip" oder "Nie wieder Sex mit der Ex" kennt, ist zum Katholizismus übergetreten. In den vergangen Jahren ließ der Schauspieler immer wieder Traditionen aus dem Buddhismus, Hinduismus und Okkultismus in seinen medienwirksamen Lifestyle einfließen. Im September 2023 wurde Brand nach Recherchen der "Sunday Times" von vier Frauen beschuldigt, sie vergewaltigt und emotional missbraucht zu haben. Anfang 2024 ließ er sich nach eigenen Aussagen dann katholisch taufen, trägt seitdem ein Holzkreuz um den Hals und spricht viel über seinen neuen Glauben. Brand betreibt seit Jahren Kanäle auf YouTube und Instagram, auf denen er seine teils rechtspopulistischen und verschwörungstheoretischen Ansichten mit mehr als zehn Millionen Followern verbreitet. Dort bringt er nun auch seine Gedanken über den Katholizismus ein. In einem Instagram-Video sagte er, dass seine Konvertierung für ihn eine Gelegenheit gewesen sei, die Vergangenheit zurückzulassen und in Christus wiedergeboren zu werden.
Doch Brands tägliche Äußerungen in seinen Clips wollen nicht ganz zum neuen Glauben passen. So verweist er zum Beispiel auf Tarotkarten, empfiehlt buddhistische oder hinduistische Ideen. Manchmal nutzt er einfach das Schlagwort "Awakening" (Erwachen) und verknüpft es mit einer New-Age-Spiritualität. Zu dem Ablauf seiner Taufe findet man in seinen Videos kaum Hinweise. Zwar sagt Brand, er sei in der Themse getauft worden, doch laut der Katholischen Kirche in England eigne sich der englische Fluss eher nicht als Taufort.
Brand tritt seither medienwirksam mit weiteren Promis in Kontakt, die ebenfalls vor kurzem konvertiert sind. Zusammen elaborieren sie ihre Entscheidungen, sprechen immer wieder vom "Erwachen". Unter ihnen ist der Harvard-Psychologe und Motivationsspeaker Jordan Peterson (8,36 Millionen Follower auf YouTube) sowie die Moderatorin und rechtspopulistische Aktivistin Candace Owens.
Marie Kröger ist Volontärin beim GEP. Zuvor arbeitete sie beim "Focus Magazin", dem "Hamburger Abendblatt" und diversen Onlineredaktionen. Sie hat Journalismus, European Studies und Philosophie in Berlin, Budapest und Stellenbosch studiert. Am liebsten schreibt sie Reportagen über Menschen, die keinen geraden Lebensweg gegangen sind – und trotzdem erfüllt sind.
Owens (35) folgen auf YouTube 2,8 Millionen Menschen, auf X sind es 5,8 Millionen. In der Regel schauen sich über 1,5 Millionen Menschen ihre Videos an. Die frühere Protestantin konvertierte Anfang 2024 zum Katholizismus. Im Netz beschreibt sie diesen Prozess als "nach Hause kommen". Vor ihrer Konvertierung beschäftigte sie sich in ihren YouTube-Videos hauptsächlich mit politischen Themen im rechtskonservativen Spektrum, zweifelte den Klimawandel oder die Covid-Pandemie an, und setzte sich gegen die Black-Lives-Matter-Bewegung ein, der sie vorwarf, eine "Lüge" zu sein.
"Christen sind die wahren Opfer"
Auf ihrem YouTube-Kanal erklärt Candace Owens, dass sie ihre Plattform dafür nutzen möchte, Christen überall auf der Welt zu "erwecken". Für sie seien "Christen die wahren Opfer" und würden oft als die "Bad Guys" dargestellt. Seit Owens eigenem "Erwachen" sieht sie auch keinen politischen Konflikt mehr in der amerikanischen Gesellschaft, sondern einen "Heiligen Krieg", wie sie in ihren Videos erzählt. So sagt sie zum Beispiel: Sie glaube, dass es spirituelle Kräfte gebe, die aus Amerikanern Atheisten machen wollten. In einem kürzlich veröffentlichten Video, in dem sie den Papstkritiker Bischof Athanasius Schneider interviewt, betont sie, dass der Katholizismus der einzige relevante Glaube sei.
In einem Interview mit dem ehemaligen CNN-Journalisten John Lemon antwortet Owens auf seine Frage, was sie über Homosexualität denkt, mit folgenden Worten: "Es ist eine Sünde". Journalist Lemon, der in einer homosexuellen Ehe lebt, setzt nach und fragt, ob dann auch seine eigene homosexuelle Ehe eine Sünde sei. Owens bejaht dies ebenfalls. Neben homophoben Aussagen wie diesen fällt Owens auch mit transfeindlichen, verschwörungstheoretischen und antisemitischen Äußerungen auf, die sie gerne mit Bezug auf die Bibel rechtfertigt. Ihre Beiträge über "finstere jüdische Mächte in Hollywood" beendet sie häufig mit dem Hashtag #christisking (zu deutsch Jesus ist König).
Unter den Videos von Owens und Brand stehen viele Kommentare von Katholiken, doch die Botschaften scheinen auch Menschen aus anderen Spektren der Gesellschaft anzuziehen. So schreibt eine Userin: "Ich bin nicht katholisch, aber das hier ist sehr wertvoll für mich." Bei Owens finden sich auch Muslime in der Kommentarliste. So schreibt ein User etwa, es sei "ein frischer Wind, wenn man sieht, wie sich christliche Menschen gegen den systematischen Krieg gegen Religion und Rechtschaffenheit wehren".