Tannenbäume, rote Schleifen, Kränze und überall Lichter - Chicago, die viertgrößte Stadt der USA ist in dieser Zeit in ein weihnachtliches Gewand gehüllt. Ab November schmücken jedes Jahr Dekorationen die Metropole im Bundesstaat Illinois im Mittleren Westen. Eine besondere, viel geliebte Winter-Weihnachtstradition in Chicago ist der Christkindlmarket, der 1996 nach Nürnberger Vorbild zum ersten Mal veranstaltet wurde.
Der Weihnachtsmarkt vereint deutsche Traditionen mit internationalem Flair und lokalem Charme. Die rot-weiß-gestreiften Dächer der Buden, ganz wie in Nürnberg, sind ein Blickfang in der Großstadt. Sie reihen sich ordentlich nebeneinander auf der Daley-Plaza, einem Platz mitten im zentralen Geschäftsviertel, dem "Loop". Ringsherum ragen Hochhäuser gen Himmel. Mittendrin zieht eine 15 Meter hohe Statue von Pablo Picasso die Aufmerksamkeit auf sich.
Weihnachtliche Musik und der Duft von gebrannten Mandeln locken die Besucher zum Weihnachtsmarkt. Am Wochenende oder zur Feierabendzeit bilden sich vor dem Eingang lange Schlangen. Der Eintritt zum Markt ist zwar frei, aber die Menge wird kontrolliert auf den Platz gelassen.
"Die Deutschen haben einfach die besten Weihnachtsmärkte", sagt eine Frau in der Warteschlange zu ihrer Freundin. Sie schwärmt von Bratwurst, Sauerkraut und Brezeln. Es werden Lebkuchenherzen und natürlich Glühwein angeboten. Auch die traditionellen Glühweinbecher dürfen nicht fehlen. Sie wurden in Deutschland designet und sind im Preis von zwölf Dollar pro Glühwein enthalten.
John aus Detroit trinkt gerade den ersten Glühwein seines Lebens. "Er schmeckt wirklich richtig gut, das hatte ich nicht erwartet", sagt er. "Warmer süßer Wein, das klang komisch für mich." Ein paar Meter weiter isst Steven mit seiner Frau Charlotte Kartoffelpuffer mit Apfelmus. "Die sind das Beste hier", sagt er. Das Paar ist aus Minnesota angereist.
Die Menge schiebt sich über den Platz. Kunsthandwerk, Schnitzereien, mundgeblasene Christbaumkugeln - über den Buden weisen Schilder auf die Herkunft hin. Neugierig bleiben Besucher beim "Glaszauber aus Lauscha", den "Wooden Treasures" aus Altenhain und der "Wood Art" aus Dresden stehen.
Die Idee für den Weihnachtsmarkt entstand 1995. Die deutsch-amerikanische Handelskammer wollte die Geschäftsbeziehungen zwischen den Ländern damit fördern. Es wurden lokale und deutsche Geschäfte eingeladen, sich mit einem Stand zu beteiligen. Diese Kombination funktioniert bis heute.
Mit einem hamburgischen Moin grüßt einer der Röster am Süßwarenstand die Kunden. Seine amerikanischen Kollegen teilen Probierhäppchen aus. Die Empfehlung des Hamburgers ist der "Chicago-Mix", der Mandeln und verschiedene Sorten Nüsse enthält. Auch an anderen Buden sind deutsche Stimmen zu vernehmen.
Der Christkindlmarket war von Anfang an ein Erfolg. Auf besondere Einladung des damaligen Bürgermeisters von Chicago zog er in seinem zweiten Jahr auf die Daley Plaza um. Seither findet er jährlich statt. Seit 2013 hat die Metropole sogar ein eigenes Christkind. Bei der großen Eröffnungszeremonie heißt es Jahr für Jahr die Besucher mit einem Text willkommen, der aus dem Deutschen übersetzt ist. In früheren Jahren kam das Nürnberger Christkind immer in der ersten Woche des Markts in die Stadt.
Mit einem Lebkuchenherz mit der Aufschrift "Frohe Weihnachten" und dem Glühweinbecher in der Hand geht es weiter durch die weihnachtliche Stadt. Entlang der berühmten "Magnificent Mile", der Einkaufsstraße im Herzen Chicagos, sind Bäume und Straßenlaternen mit unzähligen Lichtern geschmückt. Die Geschäfte versuchen sich mit spektakulären Dekorationen zu übertrumpfen.