Pressekonferenz mit Meister zu Gutachten zu Missbrauchsfällen am 15.03.2024
epd-bild/Jens Schulze
Bereits im März diesen Jahres erklärte Ralf Meister auf eine Pressekonferenz zu den Gutachten zu Missbrauchsfällen, dass er im Amt bleiben wollte.
Erneute Rücktrittsforderung
Kirche stellt sich hinter Bischof Meister
Unmittelbar vor Beginn der hannoverschen Landessynode fordern Missbrauchsbetroffene, dass Landesbischof Meister sein Amt niederlegt. Die Leitungsgremien der Landeskirche stellen sich hinter ihn.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister ist mit einer erneuten Rücktrittsforderung Missbrauchsbetroffener konfrontiert. Er müsse aus einem unzureichenden Umgang der Landeskirche mit Missbrauchsfällen Konsequenzen ziehen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten offenen Brief: "Die einzige verantwortungsvolle Option ist der Rücktritt von Landesbischof Meister." Bereits im März hatte eine Missbrauchsbetroffene den Rücktritt des 62-Jährigen gefordert. Der Theologe steht seit 2011 an der Spitze der größten der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die kirchenleitenden Gremien stellten sich am Mittwoch hinter den Bischof.

Sie seien überzeugt, "dass Ralf Meister seiner Verantwortung als Landesbischof gerecht wird, auch, indem er Fehler im Umgang mit Betroffenen eingeräumt und konkrete Verbesserungen eingeleitet hat", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Sie ist verfasst vom Präsidenten der Landessynode, Matthias Kannengießer, vom Vorsitzenden des Landessynodalausschusses, Jörn Surborg, vom Kollegium des Landeskirchenamtes und vom Bischofsrat. Sie stünden dafür ein, dass es einen grundlegenden Kulturwandel und strukturelle Veränderungen in der Kirche geben werde, versicherten diese.

Die Betroffenen machen Meister insbesondere für Versäumnisse in der landeskirchlichen Fachstelle für sexualisierte Gewalt verantwortlich. Auch nach einer Neuaufstellung 2021 würden Betroffene "weiterhin sehr negative Erfahrungen" mit der Fachstelle machen, heißt es in dem Brief vom Mittwoch. Mails würden nicht oder nur schleppend bearbeitet, Anliegen nicht bearbeitet, Daten teilweise ohne Zustimmung weitergegeben und "Betroffenen wird immer noch nicht geglaubt, wenn die Täter noch im Dienst sind". Die Betroffenen werfen dem Bischof zudem vor, er habe sich nie persönlich bei ihnen entschuldigt.

In ihrer gemeinsamen Erklärung übernahmen die kirchenleitenden Gremien die Verantwortung für Mängel in der Fachstelle. Sie hätten die Unterbesetzung der Fachstelle bis 2021 nicht früh genug erkannt. "Dieses bedauern wir sehr." Mittlerweile sei die Fachstelle aber auf Initiative des Landesbischofs personell aufgestockt worden. Meister habe zudem Fehler im Umgang mit den Betroffenen eingeräumt und mittlerweile eine Reihe von Gesprächen mit diesen geführt.

Der Brief wurde unmittelbar vor viertägigen Beratungen der hannoverschen Landessynode veröffentlicht, die am Mittwochnachmittag im Kloster Loccum bei Nienburg beginnen sollen. Er wurde für die "Initiative "Sexualisierte Gewalt in der Landeskirche Hannovers: Meisterhafte Vertuschung beenden!" von den Betroffenenvertretern Dörte Münch, Horst E., Kerstin Krebs und Katharina Kracht unterzeichnet. Sie nehmen Bezug auf eine Rücktrittsforderung der unter Pseudonym auftretenden Missbrauchsbetroffenen Lisa Meyer aus dem März. Meyer hatte maßgeblich die Aufklärung von Missbrauchsfällen in der evangelischen Kirchengemeinde Oesede bei Osnabrück vorangetrieben. Sie war in den Jahren 1973 und 1974 als Elfjährige von einem angehenden Diakon dieser Kirchengemeinde mehrfach schwer missbraucht worden.

In dem Brief vom Mittwoch heißt es: "Als Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend unterstützen wir die Forderung von Lisa Meyer." Landesbischof Meister habe die Bedeutung des Themas sexualisierte Gewalt nicht erkannt. So ein Versagen gefährde Betroffene, die in der Vergangenheit sexualisierte Gewalt in der Kirche erlebt haben. Es gefährde auch Kinder und Jugendliche, die heute kirchliche Angebote wahrnehmen, "weil Strukturen von Gewalt nicht erkannt und nicht aufgeklärt werden".