Kruzifix liegt auf einem Stapel mit Euro-Scheinen
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Über die finanziellen Leistungen für Missbrauchs-Betroffene wird in der evangelischen Kirche derzeit noch verhandelt.
Sexualisierte Gewalt in der Kirche
Zahlungen an Missbrauchs-Betroffene vereinheitlichen
Finanzielle Leistungen für Betroffene von Missbrauch in der evangelischen Kirche sollten bundesweit vereinheitlicht werden. Dafür tritt die Anerkennungskommission in Niedersachsen und Bremen ein.

"Die Menschen verstehen nicht, dass von den Kirchen bundesweit unterschiedliche Summen gezahlt werden, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Anerkennungskommission der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen, Sybille Mattfeldt-Kloth. "Das kann man auch schlicht nicht erklären." Die Juristin sprach auf Einladung bei der Synode der Landeskirche Braunschweig in Königslutter bei Helmstedt.

Mattfeldt-Kloth sagte, die Forderung nach Vereinheitlichung stünde schon lange im Raum. Die Kirche könne die Menschen nicht länger vertrösten. "Manche sagen schon, ihr wollt wohl warten, bis wir tot sind, so ganz falsch erscheint mir der Eindruck manchmal nicht." In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) liegt inzwischen ein Modell für die Leistungszahlungen vor, dem die Landeskirchen noch zustimmen müssen.

Bei der Anerkennungskommission der Kirchen können Betroffene sexualisierter Gewalt einen Antrag auf finanzielle Leistungen stellen. Diese sind mit einem Schmerzensgeld vergleichbar. Damit soll das Unrecht, das Betroffenen in Kirche oder Diakonie angetan worden sei, anerkannt werden. Entschieden wird nach einer Plausibilitätsprüfung. Der Höchstbetrag in Niedersachsen beläuft sich derzeit auf 50.000 Euro.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will Opfern strafbarer Missbrauchshandlungen mindestens 15.000 Euro zahlen und damit die Anerkennungsverfahren angleichen. Bei der Synodentagung der EKD in Würzburg vor rund zwei Wochen wurde ein "Kombimodell" aus einer individuellen und dieser pauschalen Leistung vorgestellt. Das Modell muss jedoch noch grünes Licht aus den 20 Landeskirchen und 17 diakonischen Landesverbänden bekommen. Im Frühjahr soll es endgültig beschlossen werden.

Der Sprecher der Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der EKD (BeFo), Detlev Zander, hat die Synodalen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig aufgefordert, der Aufarbeitung von Missbrauch Priorität einzuräumen. Ohne Antworten auf die Fragen, warum die Taten passieren konnten, warum weggeschaut wurde, nützten alle Schutz- und Präventionskonzepte nichts. Mit Landesbischof Christoph Meyns sei er seit Jahren im Gespräch. Die Gespräche seien oft kontrovers gewesen, aber Meyns habe sich immer für die Betroffenen eingesetzt.