Landesbischof Ralf Meister vor Kameras
epd-bild/Jens Schulze
Pressekonferenz der hannoverschen Landeskirche mit Landesbischof Ralf Meister am 15.03.2024.
Rücktrittsforderungen
Bischof Meister will im Amt bleiben
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister räumt Fehler im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Landeskirche Hannovers ein, lehnt einen Rücktritt aber ab.

"Ich habe nach Abwägung und Gewissensprüfung entschieden, im Dienst zu bleiben", sagt Meister in Hannover. Meister stellt die bisherigen Bemühungen der evangelischen Landeskirche um Aufarbeitung heraus, spricht aber zugleich von Versäumnissen. Der 62-Jährige, der seit 2011 hannoverscher Landesbischof ist, stellt die bisherigen Bemühungen der Landeskirche um Aufarbeitung heraus, sprach aber zugleich von einem institutionellen Versagen und persönlichen Versäumnissen: "Ich habe mit dazu beigetragen, dass Betroffene weiterhin nicht angemessen gehört wurden."

Es sei "unsensibel und falsch" gewesen, Betroffene aus formalen Gründen an andere Personen zu verweisen, sagt Meister. Er habe bereits begonnen, Gespräche mit Betroffenen zu führen. Weiter gibt Meister bekannt, dass die landeskirchliche Fachstelle für Sexualisierte Gewalt personell aufgestockt und direkt dem Präsidenten oder der Präsidentin des Landeskirchenamtes unterstellt werden soll. Zudem habe sich die Landeskirche bereits im Dezember dazu verpflichtet, bis März 2025 eine Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission für Niedersachsen uns Bremen zu bilden.

Mit der Stellungnahme reagiert der Bischof auf eine im Februar veröffentlichte Studie zu mehreren Fällen sexualisierter Gewalt in Oesede zwischen 1973 und 1977. Damals hatte ein angehender Diakon mindestens acht Kinder missbraucht. Eine unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftretende Betroffene meldete sich 2010 erstmals bei der Landeskirche und drängte ab 2020 weiter auf die Aufarbeitung ihres Falles. Sie wirft der Landeskirche schwere Versäumnisse, Verschleppung und Fehleinschätzungen vor und forderte den Rücktritt des Landesbischofs.

Die Missbrauchsfälle seien eine "unglaubliche Verletzung des eigentlichen kirchlichen Auftrags", so Meister. Als Bischof habe er eine "Verantwortung für die Gesamtkirche", betont er und fragt: "Was verändert sich durch einen Rücktritt, mit Blick auf die Gesamtlage Kirche?" Innerhalb wie außerhalb der Kirche erfahre er viel Unterstützung, auch für seinen Initiativen im Bereich Missbrauchsaufarbeitung. "Wenn ich Signale bekäme, dass meine Glaubwürdigkeit massiv beschädigt ist, würde das für mich eine neue Situation ergeben."

Laut der Studie, die von der Landeskirche in Auftrag gegeben worden war, hat der damalige Pastor von Oesede in den 1970er-Jahren die von Eltern geäußerten Verdächtigungen vertuscht. Dies sei "verheerend" gewesen, sagt Meister. Die Studienautoren werteten das Verhalten der Landeskirche nach 2010 als schweres Versäumnis, weil deswegen eine zeitnahe Aufarbeitung unterblieben sei. Die leitenden Theologen hatten damals auf die Verjährung der Taten verwiesen. Als die Betroffene ab 2020 die Aufarbeitung weiter vorantrieb, waren der frühere Diakon und der Pfarrer bereits gestorben.

Der Vorsitzende des Landessynodalausschusses, Jörn Surborg, stellt sich hinter den Landesbischof. "Zu sagen, wir müssen hier den Stab brechen, halte ich für unangemessen." Derweil unterstreicht der Theologische Vizepräsident im Landeskirchenamt, Ralph Charbonnier, dass bei der Begleitung der Opfer im Fall Oesede seit 2020 weiter Fehler gemacht worden seien. "Für das Landeskirchenamt bitte ich die Betroffene und die örtlichen Mitarbeitenden um Entschuldigung", sagt Charbonnier. "Für diese Taten eines kirchlichen Mitarbeiters, für die Versäumnisse der Mitarbeitenden im Umfeld können wir uns nur schämen."