Christian Stäblein
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Für den Berliner evangelischen Bischof Christian Stäblein war es ein Fehler der evangelischen Kirche gewesen, zu lange zu glauben, Missbrauch wäre ein katholisches Problem.
Aufarbeitung von Missbrauch
Bischof Stäblein: Stehen erst am Anfang
Die evangelische Kirche steht nach Überzeugung des Berliner Bischofs Christian Stäblein erst am Anfang ihrer Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in den eigenen Reihen.

Mit Blick auf die Ende Januar veröffentlichte Studie dazu räumte Bischof Christian Stäblein in der RBB-"Abendschau" einen jahrelangen Zeitverzug ein: "Wir sind zu spät, das muss man ganz deutlich sagen." Es sei ein Fehler der evangelischen Kirche gewesen, zu lange zu glauben, Missbrauch wäre ein katholisches Problem.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sprach von schrecklichen Erkenntnissen aus der Studie. Sie seien "der Anfang dessen, dass wir einstehen zu dem Versagen, was die Kirche hier in furchtbarer Weise gezeigt hat".

Der Bischof sprach in der RBB-"Abendschau" von einem zweifachen Versagen: "Zum einen durch den Missbrauch, der geschehen ist in dem Schutzraum. Die Menschen waren nicht geschützt. Und dann, weil ihnen zu lange nicht geglaubt worden ist." Jetzt gelte es, alle Akten anzuschauen, auch die Personalakten. "Es wird keine Aufarbeitung geben, wenn nicht alles auf dem Tisch liegt", zeigte sich Stäblein überzeugt. "Wir müssen sehr deutlich sehen, wo wir versagt haben", fügte er hinzu.

Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragtes unabhängiges Forscherteam hatte Ende Januar von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern bundesweit berichtet. Die Forscher betonten zugleich, dass dies nur "die Spitze der Spitze des Eisbergs" sei, weil vor allem Disziplinar-, kaum aber Personalakten eingesehen wurden.