Zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine betont der EKD-Friedensbeauftragte, Friedrich Kramer, dass alles getan werden müsse, um zu einem Frieden zu kommen. "Wir sehen, dass mit Waffen keine schnelle Lösung zu erreichen ist, sondern dass dieser schreckliche, brutale Krieg immer länger dauert", macht Kramer deutlich. Darum müsse auf allen möglichen Ebenen – der der internationalen Politik, der Zivilgesellschaft und der Kirchen und Glaubensgemeinschaften – alles versucht werden, um zu Verhandlungen zu kommen. Bisher seien zwar die Vermittlungsversuche der Kirchen ohne sichtbaren Erfolg geblieben, dennoch setzt der EKD-Friedensbeauftragte unter anderem auf den Ökumenischen Rat der Kirchen.
"Die Kirchen können und müssen eine vermittelnde Funktion übernehmen, auch wenn die russisch-orthodoxe Kirche leider eine unheilvolle Rolle spielt. Aber viele Beispiele in der Welt haben immer wieder gezeigt, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften eine Vermittlerposition wahrnehmen und zum Frieden beitragen können", sagt Landesbischof Friedrich Kramer. Gleichzeitig mahnt er eine Unterstützung für junge Männer aus Russland, Belarus und der Ukraine an, die vor einem Waffendienst fliehen und Schutz in Deutschland und der Europäischen Union suchen. "Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigert, der braucht unsere Hilfe. Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht", macht Landesbischof Friedrich Kramer deutlich.
Fehrs: Mitgefühl gilt vor allem den Frauen
Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Kirsten Fehrs, bringt ihr Mitgefühl mit den Kriegsopfern zum Ausdruck. Diese zwei Jahre hätten einmal mehr gezeigt, was jeder Krieg mit sich bringe, so unendlich viel Leid, hunderttausendfachen Tod, unzählige Verletzte, Geflüchtete, verlorene Träume und verwaiste Kinder" sagt sie. Ihr Mitgefühl umfasse ebenso die Frauen, die mit ihren Kindern fliehen mussten und schon monatelang in einem fremden Land lebten, sagt die Hamburger Bischöfin weiter. Als bedrückend empfinde sie, dass es in Deutschland Stimmen gäbe, die es den ukrainischen Menschen hierzulande zusätzlich schwer machten, so Bischöfin Fehrs.
Unterdessen beklagt der ukrainische Pfarrer Oleksandr Gross, dass der Krieg in seiner Heimat aus dem Fokus des Westens geraten sei. Russland reagiere nur auf starke Gegner, daher brauche die Ukraine Waffen aus dem Westen, sagt der Präsident der Synode der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU).
ist Präsident der Synode der DELKU.
Fehrs wird zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs am Samstag in einem ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Petri sprechen. Der Gottesdienst wolle mit einem Friedensgebet ein klares Zeichen der Verbundenheit setzen. Neben Fehrs sollen auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie die Zweite Bürgermeisterin Hamburgs, Katharina Fegebank (Grüne), und die Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Tybinka, Ansprachen halten.
Hilfsorganisationen: Auf neue Fluchtwelle aus Ukraine vorbereiten
Wenn sich der Frontverlauf weiter in Richtung Westen verschieben sollte, sei dies "ein absolut realistisches Szenario", sagt der Direktor der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, dem Evangelischen Pressedienst in Berlin. Um sich darauf vorzubereiten, müsse Geld bereitgestellt werden. Zudem müssten neue Partner für die humanitäre Hilfe vor Ort gefunden und mehr Flexibilität in den Hilfsprogrammen verankert werden. Zwei Jahre nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind nach Keßlers Worten 17 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen. Hinzu kämen weitere drei Millionen Binnenflüchtlinge innerhalb der Ukraine.
Die Diakonie Katastrophenhilfe leistet mit ihrem ukrainischen Partner East SOS unter anderem Hilfe bei Evakuierungen in sicherere Umgebungen, psycho-sozialer Betreuung von Kindern und Traumatisierten und der Rechtsberatung wegen veralteter Dokumente. Hinzu kommt die Bereitstellung von Wärmezelten, Lebensmitteln, Sachgütern und Hygieneartikeln, Heizmittel-Unterstützung, finanzielle Hilfe über Gutscheinkarten und die notdürftige Instandsetzung von Häusern, etwa in Frontnähe. Nach den Worten Keßlers sind die Spendeneingänge bei der Diakonie Katastrophenhilfe nach einem Rekordjahr 2022 inzwischen massiv gesunken. Nach 68 Millionen Euro in 2022 seien es im vergangenen Jahr noch 4,6 Millionen Euro gewesen.