Kirchlicher Friedensbeauftragter besucht Odessa
epd-bild/Matthias Dembski
Bremens kirchlicher Friedensbeauftragter Andreas Hamburg (links) hat bei einem Besuch in der ukrainischen Hafenstadt Odessa auch mit Soldaten gesprochen. Dabei traf der Pastor der Bremischen Evangelischen Kirche mit Blick auf Hilfslieferungen auf große Dankbarkeit.
Seelsorger über heimkehrende Ukrainer
"Sie nehmen sogar in Kauf, dass Raketen über ihre Köpfe fliegen"
Trotz des russischen Bombenhagels kehren nach Beobachtungen des kirchlichen Friedensbeauftragten Andreas Hamburg aus Bremen vermehrt ukrainische Geflüchtete in ihre Heimat zurück. "Ja, das ist so, viele trauern um ihre Heimat und haben ganz viel Heimweh", sagte Hamburg dem Evangelischen Pressedienst. "Sie nehmen bei ihrer Rückkehr sogar in Kauf, dass Raketen über ihre Köpfe fliegen."

Derzeit halten sich dem Ausländerzentralregister zufolge rund 1,2 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland auf. Die Mehrheit von ihnen sind Frauen und Kinder.

In Bremen hat Andreas Hamburg gemeinsam mit zahlreichen Partnern ein Solidaritäts-Netzwerk aufgebaut und viele Hilfslieferungen für die Ukraine organisiert. Hamburg ist dort geboren. 1995 ist er nach Deutschland ausgewandert und war später als Pastor in Charkiw und Odessa tätig. Seit 2018 ist Andreas Hamburg Pastor der evangelischen St.-Markus-Gemeinde in Bremen, außerdem Friedensbeauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche.

Unter den Geflüchteten gebe es eine hohe Bereitschaft zur Integration in die deutsche Gesellschaft, berichtete der Seelsorger. Er kenne viele Facharbeiter und Akademiker, die in ihrer neuen Heimat Bremen einen adäquaten Job gefunden hätten. "Das ist auch eine Frage der eigenen Einstellung. Wer aktiv ist, der schafft auch etwas."

Aber gerade für Kinder und Jugendliche sei die Integration eine Herausforderung. "Das ist nicht so leicht, die schmoren erst mal in ihren Bezügen", saht Hamburg

Probleme gebe es zudem bei der Wohnungssuche, "besonders für große Familien". Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche und der Schmerz der Trennung etwa vom Ehemann und der Familie, die in der Ukraine geblieben sei, seien wichtige Gründe, wieder zurückzukehren, hat Andreas Hamburg erfahren.

Dazu kämen die Ungewissheit über die Gesamtsituation, Gefühle der Fremde und auch Anfeindungen. "Das Ausmaß lässt sich schwer abschätzen, aber das gibt es schon", bekräftigte Hamburg. So erzählten Familien von Beschimpfungen durch Russen und Russlanddeutsche. "Viele schreiben, dass ihre Autos bespuckt werden", bezog sich Hamburg auf Berichte aus der ukrainischen Community in Bremen.