Latzels Dienstenthebung durch den leitenden Kirchenausschuss komme einem "Berufsverbot" gleich, so die Pastoren. Die Bremische Evangelische Kirche wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Schreiben äußern. Latzel war als Pastor der St.-Martini-Gemeinde in der Bremer Innenstadt am 25. November vor dem Amtsgericht der Hansestadt wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt worden, umgewandelt zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 90 Euro (Az: 96 Ds 225 Js 26577/20).
In der Urteilsbegründung sagte Richterin Ellen Best, Latzel habe in einem auf Youtube verbreiteten "Eheseminar" zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Latzels Verteidiger Berufung eingelegt hat. Weil Latzel nach dem Urteil nicht freiwillig einer Ruhevereinbarung für die Dauer des laufenden kirchlichen Disziplinarverfahrens zustimmen wollte, hatte der Kirchenausschuss den Pastor Mitte Dezember vorläufig des Dienstes enthoben und ihm jede Arbeit als Gemeindepastor untersagt. Nach Ansicht der missionarischen Arbeitsgemeinschaft sei mit der "überzogenen Disziplinarmaßnahme" der St.-Martini-Gemeinde der "Pastor weggenommen" worden.
"Die Arbeitsgemeinschaft missionarische Kirche (AmK) versteht das Anliegen des Kirchenausschusses, dass kein Pastor in der Bremischen Evangelischen Kirche Volksverhetzung betreiben darf", hieß es in dem Schreiben. Die AmK erwarte daher, dass sich der Kirchenausschuss dafür einsetzt, dass das Urteil im Berufungsverfahren überprüft wird. Das entspräche der Fürsorgeverpflichtung des Dienstherrn gegenüber dem Pastor. Die vorläufige Dienstenthebung sei ein Vorgriff auf das Ergebnis des Berufungsverfahrens und damit eine Missachtung des Rechtsweges.