Die große Herausforderung der kommenden Jahre sei es angesichts knapper Mittel, dringend nötige Hilfs- und Beratungsangebote zu sichern, sagt der pfälzische Diakoniepfarrer Albrecht Bähr dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer. Bähr, der auch Sprecher der diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz ist, warnt vor einer gesellschaftlichen Neiddebatte, die auch die Demokratie bedrohe. Besonders ein Hass auf Migranten und Geflüchtete greife immer stärker um sich. Arme, kranke und ältere Menschen dürften nicht aus den Augen verloren werden, ihre Menschenwürde müsse geachtet werden. "Sozial Schwache sind nicht schuld an einem schwachen Staat", sagt er.
Kirche und Diakonie müssten ihre Strukturen anpassen und sich vor allem an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, sagte Bähr. Die Diakonie könne nur durch mehr mobile Angebote in der Fläche vertreten bleiben, wie etwa durch den über die Dörfer fahrenden Beratungsbus "Diakom" für Senioren. Zudem sei der Ausbau digitaler Angebote wie Online-Beratungen erforderlich. Stärker als bisher müsse auf die Gemeinwesendiakonie in den Kommunen gesetzt werden, sagt Bähr. Dabei sei es wichtig, dass sich Ehrenamtliche einbringen könnten und die Diakonie sich mit kommunalen Stellen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Initiativen vernetze.
Bähr appelliert an die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz, im Reformprozess die finanziellen Mittel ihrer Diakonie nicht zu stark zu beschneiden. "Wir sind die Lobby für Schwache, wir sind ein Hoffnungsträger", betont er. Umfragen zeigten, dass Kirchenmitglieder, aber auch Kirchenferne und Menschen anderer Religionszugehörigkeit die Arbeit des evangelischen Wohlfahrtsverbandes schätzten. Grundsätzlich sei eine experimentierfreudige Debatte darüber nötig, "was Kirche ist" und welche Aufgaben sie zukünftig erfüllen wolle, sagte Bähr. Der 63-jährige Theologe übernimmt 2025 den Vorsitz der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz.
Bis 2035 will die Pfälzer Kirche in einem "Priorisierungsprozess" jährlich knapp die Hälfte ihres Haushalts - mindestens 60 Millionen Euro - einsparen. Dazu wird eine grundlegende Neuausrichtung von Strukturen und Arbeitsbereichen - und auch die Streichung von Angeboten nötig sein. Die Landessynode will auf ihrer Frühjahrstagung im Mai 2025 in Speyer die erforderlichen Maßnahmen beschließen.