Trauerfeier in Solingen
Rolf Vennenbernd/dpa
An der Trauerfeier in Solingen nahm neben zahlreichen Politikern auch die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Solingen, Ilka Werner, teil.
Nach Messerangriffen in NRW
Trotz Trauer weiter zusammenstehen
Während in Solingen am Sonntag die Trauerfeier der Opfer stattfindet, haben die Behörden die zwei Schwerverletzten des Messerangriffs in Siegen außer Lebensgefahr gemeldet. Bundespräsident Steinmeier fordert auf der Trauerfeier in Solingen "Regeln zur Begrenzung" bei Migration, der rheinische Präses Latzel ruft in seiner Sonntagspredigt zum Schutz der gesellschaftlichen Vielfalt auf.

Zum Schutz der gesellschaftlichen Vielfalt vor Islamisten und Rechtsextremisten hat der rheinische Präses Thorsten Latzel aufgerufen. Christen sollten ihre Trauer, ihren Schmerz und ihre Fassungslosigkeit über Terroranschläge wie den in Solingen "schlicht vor Gott bringen", sagt Latzel in seiner Predigt am Sonntag in Neukirchen-Vluyn (Kreis Wesel). Zudem sollten sie "von Gottes guter, bunter Schöpfung erzählen" - den Erfahrungen von Gewalt, Verlust und Trauer zum Trotz. Islamisten und religiöse Extremisten hassten alles Bunte und töten Menschen dafür wahllos, erklärt der Präses.

Nach seinen Worten instrumentalisierten zudem "rechte Hetzer" solche Anschläge für ihre Weltsicht, "weil sie auch alles Bunte hassen und nicht unterscheiden wollen". Am Anfang des christlichen Glaubens stehe jedoch "das Staunen über die wunderschöne, bunte, vielfältige Schöpfung". Zur Schönheit von Gottes Welt gehöre auch die Vielfalt, die bewahrt und gestaltet werden solle. Die Gesellschaft müsse sich hüten "vor brauner Soße, die "manche Leute politisch über alles gießen" wollten, warnt der leitende Geistliche der rheinischen Landeskirche: "Das hatten wir schon mal: Ein Volk, ein Reich ... Nie wieder!"

Der Messerangriff eines mutmaßlichen Islamisten in Solingen habe das Land "im Innersten" getroffen, sagt Frank-Walther Steinmeier am Sonntag bei der Trauerfeier für die Opfer des mutmaßlich islamistisch motivierten Messeranschlags von Solingen. "Wir müssen jede, wirklich jede Anstrengung unternehmen, um die Regeln zur Begrenzung des Zugangs, die es schon gibt und die, die wir gerade zusätzlich schaffen, umzusetzen", so Steinmeier. An der Trauerfeier nahmen neben zahlreichen Politikern auch die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Solingen, Ilka Werner, und der katholische Stadtdechant Michael Mohr teil, die einige Worte des Beistandes und des Trostes zu den Anwesenden sprachen. 

Die CSU-Landtagsfraktion will indes keine im Ausland ausgebildeten Imame mehr in Deutschland zulassen. Die Bedrohung durch den Politischen Islamismus hierzulande wachse, die Bundesregierung bleibe untätig, teilt die Regierungsfraktion am Sonntag mit. In Deutschland lebten rund 5,3 Millionen Muslime, in den rund 2.500 Moscheegemeinden seien überwiegend Imame tätig, die aus dem Ausland kommen und auch von dort finanziert werden. Damit soll nach dem Willen der CSU-Landtagsfraktion nun Schluss sein.

In Solingen hatte ein Attentäter vergangener Woche drei Menschen getötet und acht verletzt. Mutmaßlicher Täter ist der inhaftierte 26-jährige Syrer Issa Al H., der Anfang 2023 als Asylbewerber nach Deutschland kam. Ihm wird unter anderem die Mitgliedschaft in der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) vorgeworfen. Am Freitagabend gab es eine erneute Messerattacke in einem Bus in Siegen. Zwei der drei schwer Verletzten sind seit Sonntagnachmittag außer Lebensgefahr. Gegen die 32-jährige deutsche Tatverdächtige habe das Amtsgericht Siegen inzwischen einen Untersuchungshaftbefehl wegen eines versuchten Tötungsdeliktes erlassen.