Schüler sitzen in einer Schule am Tisch und schauen auf einen Globus.
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Der achte Präventionsradar der Krankenkasse DAK-Gesundheit über Schulkinder liegt vor.
Krisenangst und Einsamkeit
Schulkindern geht es schlechter als vor sechs Jahren
Eine steigende Zahl von Schulkindern leidet laut einer Erhebung unter Belastungen wie Erschöpfung, Einsamkeit, Schlafproblemen oder Schmerzen. Das geht aus dem am Montag in Hamburg vorgestellten achten Präventionsradar der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor.

Fast die Hälfte (46) Prozent berichtete von zwei oder mehr Beschwerden pro Woche. Das ist ein deutlicher Anstieg seit 2018. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) kannte demnach aus eigener Erfahrung Erschöpfung, fast ein Drittel (31,5 Prozent) erhöhte Einsamkeit. Weit mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Jungen und Mädchen haben laut DAK Schlafprobleme. Jeweils ein gutes Viertel (27 Prozent) klagte über häufiger auftretende Kopf- oder Rückenschmerzen, ein Fünftel (20 Prozent) über Bauchweh.

Die Krankenkasse arbeitet für ihre Schulstudie mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung zusammen. Für die aktuelle Erhebung wurden im Schuljahr 2023/24 in 14 Bundesländern rund 23.000 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I befragt. Dazu gehören in Deutschland je nach Bundesland und Schulform die Klassenstufen 5 bis 9 oder 10. Der Präventionsradar der DAK-Gesundheit untersucht seit 2016 das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie das Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 10.

Auffällig in der jüngsten Erhebung sei auch, dass mehr Schulkinder von mindestens zwei wöchentlich auftretenden Gesundheitsproblemen betroffen seien. Vor sechs Jahren habe dieser Anteil bei 36 Prozent gelegen, aktuell betrage er 46 Prozent. Bei den Mädchen sei der Anteil mit mehreren Beeinträchtigungen überproportional um rund ein Drittel gestiegen.

Die Forschenden erläuterten zum Thema Einsamkeit, die Betroffenen fühlten sich "allein und ausgeschlossen". Es mangele ihnen an Freundschaften. Etwa acht Prozent fühlten sich oft einsam. Bei Jungen und Mädchen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus gelte das sogar für knapp ein Fünftel (19 Prozent).

Angst vor Krieg und finanziellem Verlust

Laut der Erhebung haben drei Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen Krisenängste. Sie befürchten laut DAK, dass etwa der Ukraine-Krieg oder die Klimakrise noch lange anhalten oder dass sich die finanzielle Situation ihrer Familie verschlechtern wird. Gut jedes 20. befragte Schulkind (sechs Prozent) antwortete, solche Krisenängste "oft" zu haben. "Wie bei der Einsamkeit sind auch hier Jungen und Mädchen mit einem sozial schwachen Familienhintergrund stärker betroffen", erklärte die Krankenkasse.

Studienleiter Reiner Hanewinkel vom beteiligten Forschungsinstitut nannte den aktuellen Befund "besorgniserregend - sowohl was die Zunahme körperlicher Beschwerden als auch den alarmierend hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen angeht, die von Einsamkeit betroffen sind". DAK-Vorstandschef Andreas Storm warnte: "Wir müssen verhindern, dass eine verlorene Generation mit Gesundheitsproblemen und seelischen Leiden heranwächst."

Die DAK-Gesundheit ist nach eigener Darstellung mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und lege einen Schwerpunkt auf Kinder- und Jugend-Gesundheit.