Wie sind die Jobs in der Leitungsebene der EKD zwischen den Geschlechtern verteilt? Ein Blick in den neuen Gleichstellungsatlas gibt Aufschluss. "Nicht gut", sagt Dr. Kathrin Wahnschaffe-Waldhoff vom Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Hannover.
Der letzte Atlas zu Gleichstellung von Frauen und Männern in der EKD wurde 2014 auf der Synode präsentiert. Tendenziell geht es seitdem aufwärts: "Auf der mittleren Leitungsebene stieg der Frauenanteil in zehn Jahren von 21 Prozent im Jahr 2013 auf ungefähr 30 Prozent im Jahr 2023. Fünf Landeskirchen von 20 haben derzeit eine Frau im obersten geistlichen Amt, vor zehn Jahren waren es zwei Frauen", so Wahnschaffe-Waldhoff. "Zufriedenstellen kann einen das nicht."
Die Diskussion über weibliche Leitungskräfte und eine mögliche Quote kocht zur Zeit vor allem in der bayerischen Landeskirche hoch. Der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral fordert eine Frauenquote für Spitzenjobs in der EKD. Von einer "Schieflage" zwischen Basis und Kirchenleitung sprechen vier Theologinnen und fordern, dass sechs der derzeit zwölf Posten im Landeskirchenrat mit Frauen besetzt sind. Der landeskirchliche Personalchef in Bayern, Stefan Reimers, plädiert für eine flexible Frauenquote zwischen 40 und 60 Prozent bei Leitungsämtern. Die Synodale und Expertin für Frauen in Führungspositionen, Constanze Pott, legt nach. Sie fordert eine Quote von mindestens 50 Prozent. "Frauen sind in der Kirchenleitung eine benachteiligte Gruppe. Männer derzeit nicht", sagt sie.
"Das sieht gut aus, aber die Entscheider sind Männer"
Aber wie sieht es bundesweit aus? Die formal wichtigsten Posten in der EKD sind schließlich weiblich besetzt. Kirsten Fehrs ist die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Anna-Nicole Heinrich ist die Präses der EKD-Synode. "Das sieht gut aus, aber die Entscheider sind Männer", sagt Michaela Geiger, Professorin für Altes Testament an der Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo) und berichtet in eigener Sache, dass in einem Gremium übrigens nur Männer saßen, das gerade über die Zukunft der Hochschule getagt hatte.
Es gebe große Defizite auf der mittleren Ebene, so Wahnschaffe-Waldhoff. Dort befinden sich Berufe wie Superintendent:in und Dekan:in. Für die diese Ebene verweist Wahnschaffe-Waldhoff auf die Studie "Kirche in Vielfalt führen", die das Studienzentrum für Genderfragen zusammen mit dem Fraunhofer Institut durchgeführt und 2017 veröffentlicht hat. "Die Studie hat exemplarisch fünf Landeskirchen in den Blick genommen und weist auf die Barrieren hin, die einer vielfältigeren Zusammensetzung des Leitungspersonals auf der mittleren Ebene entgegenstehen", erläutert Wahnschaffe-Waldhoff. "Die Studie zeigt auf, dass eine Veränderung der Organisationskultur erforderlich ist, und sie empfiehlt dafür ganz konkrete Maßnahmen". Die Empfehlungen sind auf der Homepage und aktuell auch auf dem facebook-Account des Studienzentrums zu finden. Auf der höheren Ebene sehe es besser aus. Hier bieten sich Jobs im Sprengel, Kirchenkreis, Probstei und der Prälatur an. Auf der Leitungsebene sei der Frauenanteil wieder nicht so gut.