Dekanin Wibke Klomp und Landesbischöfin Heike Springhart
epd-bild/Leonie Mielke
Landesbischöfin Heike Springhart (rechts) auf der Wanderung, hier mit Dekanin Wibke Klomp, zeigt sich menschennah und will "um unkompliziert zu reden."
Wandern mit kirchlichem Segen
Bischöfin Springhart: Schrittweise zur Zukunft der Kirche
Heike Springhart hat die Wanderschuhe angezogen. Sie will bei Ausflügen mit den Menschen ins Gespräch kommen. Dabei erhält sie einen Brief mit Wünschen, segnet, diskutiert zur Zukunft der Kirche und wird nach Schäubles Beerdigung gefragt.

Sogar einen Brief hat Robert Hildebrand mitgebracht. Der 79-Jährige aus Wertheim (Main-Tauber-Kreis) hat darin seine Wünsche an die Evangelische Landeskirche in Baden aufgeschrieben. "Die Kirche sollte mehr in die Öffentlichkeit gehen", sagt er. Ihre Veranstaltungen offensiver bewerben und mehr Ergebnisse von Gremien veröffentlichen, damit sie sichtbarer sei, erklärt er.

Hildebrand ist einer der etwa 50 bis 60 Teilnehmer, die mit der badischen Landesbischöfin Heike Springhart bei Wertheim wandern. Wie im vergangenen Sommer zieht die Bischöfin mehrfach los, "um unkompliziert zu reden." Wertheim ist die zweite Etappe. Die Ausflüge stehen unter dem Motto "Ich bin dann mal da".

Die Tour beginnt mit der Besichtigung des Gemeinschaftszentrums Wartberg. Anschließend segnet Springhart die Wanderer. Mit dabei sind auch Traudel und Klaus Blumröder aus Karlsruhe. "Wir sind bereits im vergangenen Sommer bei der Wanderung der Landesbischöfin im Nationalpark Schwarzwald dabei gewesen", erzählen sie. Dabei hätten sie so viel erfahren, dass sie wieder mitmachten. "Ich bin überzeugt, dass Kirche viele sinnvolle Aufgaben wahrnimmt", sagt Klaus Blumröder. Aber wenn man sich nicht kirchlich engagiere, bekomme man das gar nicht mit.

Traudel Blumröder erzählt, sie interessiere es, wie die Zukunft der Kirche aussehe. "Es gibt mehr Austritte und weniger Geld. Wie will und kann Kirche gegensteuern?", fragt sie. Die Wertheimer Dekanin Wibke Klomp sagt, dies sei häufig ein Thema von Gemeindemitgliedern. "Sie sorgen sich um ihre Gemeinde. Fragen sich, was aus den Gebäuden wird".

Zusammen über den "Liebespfad"

Zu Fuß geht es über den "Liebespfad" zur Sachsenhäuser Kirche. Der durch den Wald führende "Liebespfad" ist nach stationierten US-Soldaten benannt. Sie trafen sich dort nachts mit ihren Freundinnen. Heute stapft eine 76-Jährige aus Wertheim im Gänsemarsch den schmalen Pfad entlang. Sie will nicht namentlich in eine Zeitung. Sie berichtet aber, dass sie gerne wandere und regelmäßige Kirchgängerin sei. "Ich wollte sofort mit", sagt sie. "Wandern mit kirchlichem Segen ist genau mein Ding."

Landesbischöfin Springhart sagt, in ihren Gesprächen mit den Menschen erlebe sie eine große Bandbreite an Themen. "Das geht von Small Talk über gemeinsame Interessen hin zur Zukunft der Kirche und der Gemeinde vor Ort". Vereinzelt geht es auch um Veranstaltungen. "Ich wurde etwa gefragt, wie ich die Beerdigung von Wolfgang Schäuble fand", erzählt Springhart.

Eine weitere Wanderin ist Simone Habiger. Sie stammt aus dem 20 Kilometer entfernten Werbach. Als kirchlich Engagierte sei es ihr wichtig, an Veranstaltungen teilzunehmen, die einen größeren Umkreis betreffen. "Wenn jeder denkt, 'mein Dorf reicht mir', kommen wir nicht weiter", sagt sie. Sie wisse aus der Posaunenarbeit, wie wichtig Zusammenarbeit in größerem Stil sei. In der Zukunft werde das noch wichtiger. Nach der Besichtigung eines 130 Jahre alten Fensterbau-Familienbetriebs geht es über Feldwege weiter. In Wertheim-Waldenhausen endet der Ausflug nach einem Gottesdienst und einem Abendessen bei Käse und Wein.

Für diesen Sommer sind noch zwei weitere Wanderungen geplant. Am 30. Juni schnürt die Landesbischöfin die Wanderstiefel im Kirchenbezirk Überlingen-Stockach (Anmeldung unter dekanat.ueberlingen-stockach@kbz.ekiba.de.) Am 26. Juli führt die Tour durch den Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald (Keine Anmeldung nötig). Jeder ist willkommen.