Ein Eichhörnchen auf der Fensterbank des Pfarrbüros in Aerzen scheint sich persönlich bedanken zu wollen für sein neues Zuhause im Pfarrgarten und die persönliche Walnussbar. Das Meer von Klatschmohn, Kornrade und Borretsch in der Kirchengemeinde St. Magnus Lüthorst ist nicht nur eine delikate Ergänzung des Pollen- und Nektarangebots für Wildbienen und Schmetterlinge, sondern auch eine Augenweide für alle, die an ihm vorbeischlendern. Nicht viel Sichtbares auf der Oberfläche, aber reges Leben im Untergrund, beherbergt das Sandarium für Insekten in der Christus- und Kreuzkirchengemeinde in Nordhorn.
Wohl kaum greifbarer als es diese "guten Beispiele" auf der Website des Hauses kirchlicher Dienste zeigen, lassen sich die kleinen und großen Erfolge des Projekts: "BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden" (BiCK) aufzeigen. Es fördert seit 2021 Naturschutzmaßnahmen in den Bereichen Außengelände, Friedhöfe und Kirchgebäude, mit dem Ziel, den Naturschutz in den beteiligten Gemeinden der Landeskirchen zu stärken. Ein besonderer und wichtiger Teil des Projekts ist die seit 2022 jährlich stattfindende Ausbildung von Schöpfungsbotschafter:innen. Sie soll noch weitere zwei Jahre durchgeführt werden.
In diesem Sommer haben sich 21 Ehrenamtliche für die Ausbildung in Hannover angemeldet und dürfen nun voller Stolz den Titel "Schöpfungsbotschafter:in" tragen. Projektleiterin Mona Gharib, Umweltreferentin im Haus kirchlicher Dienste: "Mit großer Hingabe und Leidenschaft engagieren sie sich bereits in ihren Gemeinden und tragen nun als ausgebildete Schöpfungsbotschafter:innen dazu bei, das Projekt in ihren jeweiligen Gemeinden zu verankern." Die gastgebende Gemeinde Marienwerder, hatte bereits im vergangenen Jahr erfolgreich am Projekt teilgenommen und ihren Friedhof ökologischer gestaltet. Sie konnte nun voller Stolz auf einem Rundgang während der Schulung zeigen, was jeder oder jede einzelne gemeinsam mit seiner Gemeinde bewirken kann.
Selber Schöpfungsbotschafter:in werden
In Theorie und Praxis erfuhren die Teilnehmenden mehr über zentrale Aspekte des Natur- und Artenschutzes. "Die Dringlichkeit ihres Einsatzes wurde dabei ebenso bewusst gemacht, wie die vielfältigen Chancen, die Kirchorte bieten können. Grundstücke, Friedhöfe und Gebäude bieten oft ideale Voraussetzungen für Naturschutzmaßnahmen", so Gharib in einer Pressemeldung des Hauses kirchlicher Dienste. Die anwesenden Referent:innen des BiCK-Projekts zeigten konkret auf, welche Möglichkeiten für artenreiche Kirchgelände bestehen.
Ehrenamtlich tätige Menschen aber auch Mitglieder des Kirchenvorstandes, Pastoren sowie Arbeitsgruppen, die sich dem Naturschutz oder der Gartenpflege in einer Gemeinde widmen, können grundsätzlich an den angebotenen Check, Workshops, Maßnahmenumsetzungen und Aktionstagen des Projekts teilnehmen. Zwei ehrenamtliche Personen aus der jeweiligen Kirchengemeinde, die sich langfristig engagieren wollen, können eine eintägige Schulung (aufgeteilt auf einen digitalen Abend und eine Präsenzschulung) absolvieren und sich danach "Schöpfungsbotschafter:in" nennen.
Naturschutz nachhaltig in Gemeinden verankern
Als Botschafter:innen wirken sie anschließend aktiv bei den vielfältigen Naturschutzmaßnahmen in ihrer Heimatgemeinde mit und sind zeitgleich Ansprechpartner:in für alle anderen Gemeindemitglieder. Hauptsächlich sollen die Botschafter:innen informieren, motivieren und Maßnahmen vor Ort planen oder Aktionstage im Sinne der Natur anregen. Ein wenig Bürokratie bringt der ehrenamtliche Job allerdings auch mit: Die Umfragebögen zur Evaluation von allen Aktionen im Rahmen des BiCK-Projekt müssen ausgefüllt und weitergereicht werden.
Ganz gleich aber, ob aus Rasenflächen Wildblumenwiesen entstehen, Obstbäume und Hecken gepflanzt oder Nisthilfen für Vögel angebracht werden sollen, die Fachreferent:innen des Hauses kirchlicher Dienste unterstützen die Ehrenamtler:innen und Gemeinden bei jeder Maßnahme, welche die Biodiversität fördert.
Die Kirchengemeinde Idensen-Mesmerode wollte beispielsweise rund um die Sigwardskirche das Angebot an Wohnraum und Nahrung für Tiere deutlich verbessern. Zur Vorbereitung der Aktion wurde ein Workshop durchgeführt, moderiert von einer Fachkraft aus dem Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers. Hier wurde festgelegt, wie sich die Flächen rund um die Sigwardskirche verändern sollten, damit sie mehr Tiere beherbergen und ernähren. Anschließend wurde losgelegt: Heimische Büsche und Bäume gepflanzt, Totholzecken und Trockenmauern sowie Pflanzinseln auf dem Platz, wo sonst auch Gottesdienst gefeiert wird, wurden angelegt. Heute freuen sich Vögel, Igel und zahllose Insekten über das neue Zuhause.
Das Projekt BiCK wird im Verbund von drei kirchlichen Partnern durchgeführt: der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, dem Erzbistum Köln (EBK) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Die Mittel in Höhe von 3,58 Millionen Euro werden bis 2026 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zur Verfügung gestellt.