Es ist eine Mischung aus Besinnungs- und Panoramaweg: der "Lebensweg" der evangelischen Kirchengemeinde in Großbottwar. Der Wanderweg, der vor wenigen Tagen eröffnet wurde, soll an zehn Stationen dazu einladen, über wichtige Fragen des eigenen Lebens nachzudenken und - wenn erwünscht - sich auch über den Glauben an Gott Gedanken zu machen, erklärt Pfarrer Friedemann Kuttler dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der "Lebensweg" liegt mitten im Großbottwarer Köchersbergtal oberhalb von Winzerhausen. Der fünf Kilometer lange Rundgang mit barrierefreier Wegalternative bietet Natur, Lebensweisheiten, Besinnung und christliche Impulse. Die Infotafeln, die an Stelen in Rostoptik angebracht sind, wurden von einem Team aus der Kirchengemeinde selbst verfasst, eine Frage am Ende jeder Station lädt zum Nachdenken für die nächste Wegstrecke ein.
So kann zum Beispiel bei einer Bank am Bach überlegt werden, welche Kraftquellen es im eigenen Leben gibt und ob die Liebe eine solche Kraftquelle sein kann. Beim Weg durch ein dunkles Waldstück ist es möglich, sich über "finstere Täler" (Psalm 23) im bisherigen Leben Gedanken zu machen und es wird zum Gebet eingeladen.
Auf einer steilen Wasserstaffel geht es auf den 322 Meter hohen Köchersberg, wo es einen atemberaubenden Rundblick über die Weinberge und ins weitere Land gibt. "Blickwechsel" heißt diese Station. Mitten an der Stele hängt ein Spiegel. "Schau nicht auf dich selbst - schau in die Weite", heißt es dort und es folgt das Zitat von Anne Frank: "Für jeden, der einsam oder unglücklich ist oder in Sorge, ist es das beste Mittel, hinauszugehen, irgendwohin, wo er allein ist, allein mit dem Himmel, mit der Natur und mit Gott."
Diesen Perspektivwechsel auf dem Köchersberg genießt auch Pfarrer Kuttler regelmäßig: "Jedes Mal, wenn ich hier hochkomme und das Panorama sehe, ist das für mich wie Urlaub pur", erzählt er. Als er damals in der Corona-Zeit hier mit seiner Familie spazieren war, hatte er die Idee für einen Besinnungsweg.
Mit der Idee wandte er sich an einige Männer im Männertreff seiner Gemeinde und es kam heraus, dass auch hier manche schon länger den Wunsch hatten, einen solchen Besinnungsweg ins Leben zu rufen, ja sogar schon Ordner voller Ideen und Infos zusammengestellt hatten. "Ich war da nur noch der Katalysator", sagte Kuttler. Viele regionale Sponsoren und auch die Kommune unterstützte den Weg, ein Grafiker aus der Gemeinde gestaltete die Texte, sogar die Stelen wurden gespendet. "Das war einfach überwältigend".
Auch wenn die Stationen unabhängig und in unterschiedlicher Reihenfolge besucht werden können: Die zehnte Station ist als Abschluss des Lebenswegs gedacht. "Wurden Sie heute schon einmal mit 'Grüß Gott' begrüßt?", wird auf der Stele gefragt. "Dann wurden Sie gesegnet", wird daraufhin erklärt. Denn der Gruß "Gott soll dich grüßen" sei ein Segenswunsch. "Weil Gott uns segnet, können wir auch anderen zum Segen werden." Mit einem irischen Segen endet der Text auf der Stele und auch der Weg. Und wer den angegebenen QR-Code scannt, kann sich auch noch ein Segenslied anhören.