Manuel Bühler spricht in einer Schule
© Fussball mit Vision
Manuel Bühler (li.) mit Enrico Valentini vom 1. FC Nürnberg beim Besuch einer Schule in Nürnberg.
Fußballprofis und ihr Glaube
Echte Erfüllung gibt's nicht im Fußballstadion
Wie gehe ich mit Leistungsdruck um? Wie wichtig sind Erfolg und Anerkennung und was kommt nach der Karriere? Der Verein "Fußball mit Vision" kümmert sich um Profi-Spieler und vermittelt christliche Werte in Schulen.

Den Traum vom Fußballstar träumen viele junge Menschen – gerade jetzt wieder während der EM. Auflaufen vor großer Kulisse im Stadion, bejubelt werden von Tausenden, Ruhm, Anerkennung und Geld. Manuel Bühler hat es erlebt. Mit sechs Jahren begann er in seinem schwäbischen Heimatverein zu kicken und schaffte später den Sprung zum Profi, spielte in verschiedenen Mannschaften und Positionen beim 1. FC Nürnberg und bei 1860 München. Doch es gab auch die Schattenseiten: Mit 16 Jahren aufs Sportinternat, getrennt von der Familie in einer fremden Stadt. Und schließlich häuften sich die Verletzungen, so dass er im Jahr 2015, mit gerade einmal 23 Jahren, seine Karriere beenden musste.

"Der Fußball war alles, was ich hatte", sagt er heute über diese Zeit. "Das große Ziel war weg nach dem Karriereende. Ich wusste nicht, was ich machen sollte." Einen neuen Lebensinhalt fand er im christlichen Glauben und dem Reden darüber. Seine Schwester, die Lehrerin ist, vermittelte ihm die Einladung in eine Schule. "Ich wollte eigentlich nicht hingehen, aber sie hat mich überredet." Bühler erzählte den Schülerinnen und Schülern seine Lebensgeschichte - vom Traum, Fußballer zu werden, aber auch von den Kehrseiten der Anerkennung und des Glücks. Bei den Jugendlichen traf er damit ins Schwarze, "und auch mir hat es viel Freude gemacht".

Im Jahr 2022 gründete Bühler den Verein "Fußball mit Vision" - zusammen mit ehemaligen Spielerkollegen, die wie er eine Beziehung zum Glauben haben, christliche Werte innerhalb und außerhalb des Sports vermitteln, ihre Erfahrungen weitergeben wollen. Mehr als 150 Schulen in ganz Deutschland hat er bis heute besucht. Mit den Jugendlichen spricht er etwa über den Wunsch nach Annahme und Bestätigung, den Leistungsdruck, der dadurch entsteht und das jähe Auf und Ab, mit dem er konfrontiert war, als er etwa nach einem Patzer in einem Probespiel seinen Platz im Kader gleich wieder verlor.

Letztlich geht es um die Frage: Wofür lohnt es sich zu leben? Woher bekomme ich meinen Halt? "Darauf gibt der Glaube immer noch gute Antworten", ist Bühler überzeugt. Oft fehle aber der persönliche Bezug. "Da inspirieren wir die Jugendlichen, weil wir für sie authentisch und glaubhaft sind." Als Highlights der Doppelstunden gibt es Video-Calls mit aktuellen Bundesliga-Spielern, denen die Schüler:innen ihre Fragen stellen können.

Rückkehr zum Glauben

Manuel Bühler wuchs in einem christlichen Elternhaus auf und wurde auch konfirmiert. "Aber lange Zeit spielte der Glaube keine große Rolle in meinem Leben", sagt er. "Das Thema war erst Mal erledigt – der Fußball stand im Mittelpunkt." Als junger Profi kam er dann über die Vereinigung "Sportler ruft Sportler" (SRS) mit gläubigen Athleten ins Gespräch und erlebte einen Gottesdienst mit dem bewunderten brasilianischen Fußballstar und Bundesliga-Spieler Zé Roberto. Das war der Wendepunkt. Bühler begann, sich intensiv mit Glaubensfragen und der Bibel auseinanderzusetzen. Nach dem Ende seiner Fußball-Karriere begann er ein Studium am Bibelstudienkolleg (BSK) in Ostfildern bei Stuttgart. Gegenwärtig bereitet er sich auf einen Master-Abschluss vor.

Der frühere Fußballprofi Manuel Bühler spricht mit Schülern unter anderem über Leistungsdruck und den Wunsch nach Anerkennung.

"Das ist eine gute Grundlage für meine Arbeit", sagt er. Neben den Schulbesuchen, die ihm ein "Herzensanliegen" sind, gibt es ähnliche Angebote auch für Sportvereine und Kirchengemeinden. Der Verein finanziert seine Arbeit über Spenden. Neben Bühler arbeitet auch der Ex-Fußballprofi Lucas Genkinger hauptberuflich mit.

Spieler sprechen über ihren Glauben

Auch die aktuellen Profis selbst hat "Fußball mit Vision" im Blick. Es gibt Gottesdienste und private Treffen in unterschiedlichen Runden, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Darüber hinaus bieten die Aktiven des Vereins auch ein persönliches Mentoring an. Es sei für jeden Athleten wichtig, "einen Ansprechpartner, einen Freund zu haben, der dich versteht", sagt Bühler dazu. Mit ihm könne etwa über den Umgang mit Leistungsdruck und permanenten Bewertungen gesprochen werden. Berater und Trainer seien meist zu sehr von eigenen Interessen geleitet. Schnell gehe es dann auch wieder um Grundfragen des Lebens, etwa der nach echter Erfüllung abseits von sportlichem Erfolg und materiellen Wünschen.

Zur laufenden EM hat der Verein Video-Testimonials produziert, in denen Fußballerinnen und Fußballer über ihre Glaubenserfahrungen sprechen. Sie stehen allen Interessierten zur Verfügung und sollen, so die Vorstellung von "Fußball mit Vision", im Rahmen von Public Viewing etwa in Kirchengemeinden oder Sportvereinen gezeigt werden. Ergänzend gibt es passende Autogrammkarten und die Kicker-Bibel. Das soll den Verein auch bekannter machen, der seine Aktivität laut seinem Gründer Bühler noch ausweiten könnte. Etwa bei Fußballcamps mit Partnern in Südafrika, Kenia, Indien oder Brasilien. "Dort herrscht ein Riesenmangel an Orientierung", sagt Bühler. "Es fehlt an intakten Elternhäusern, und durch den Fußball ließen sich Vorbilder für junge Menschen aufbauen."