Tennisball und schatten eines Schlägers auf Tennisplatz
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Tennis und Glaube: Wie gut passt das zusammen?
Christen im Sport
Das "Dreamteam" Glauben und Sport
Glauben und Sport passen hervorragend zusammen, sagt Christoph Müller. Der 57-jährige Tennislehrer aus Frankfurt am Main ist auch studierter Theologe und bringt auf dem Tennisplatz seine beiden Leidenschaften zueinander. Wie man sich das vorzustellen hat und warum er auf seinen Glauben bei der sportlichen Förderung des Nachwuchses nicht verzichten kann, hat er evangelisch.de erzählt.

Christoph Müller entdeckte als Siebenjähriger auf einer Freizeit des Bibel-Lesebundes den Glauben. Seitdem geht es für ihn nicht mehr ohne den Glauben. "Christsein umfasst das gesamte Leben, wird also auch im Beruf sichtbar", sagt der Tennistrainer und findet: "Mit dem Sport hat Christsein vieles gemeinsam und ist überhaupt kein Widerspruch."

Beides ist sich ähnlicher als man denkt: "Im Sport geht es um Durchhaltevermögen, sich auf ein Ziel konzentrieren, sich fokussieren, auf Dinge verzichten müssen", sagt Müller und: "Darum geht es auch im christlichen Glauben." Er trainiert im Frankfurter Tennis-Club "FTC Palmengarten" Kleinkinder in der Ballschule bis hin zu Erwachsenen. Tennistrainer ist er seit 35 Jahren. 

"Eltern bringen ihre Kinder auch, weil der Sport wichtige Fähigkeiten für das Leben vermittelt", sagt Müller. Auf dem Platz gehe es um Vertrauen, sich unterzuordnen, zu trainieren und dranzubleiben. "Wenn das schon im Sport so wichtig ist, wieviel wichtiger ist das im Blick auf die Ewigkeit!", ist er sich sicher. Das Leben als Christ habe sehr viel mit einer Sportkarriere gemeinsam. "Bis auf einen Unterschied", sagt Müller. "Das eine ist endlich und das andere ewig. Das eine geht darum sehr schnell dahin und der andere eben nicht."

Was macht er anders als Trainer, die diesen christlichen Hintergrund nicht haben? "Als Christ habe ich die Aufgabe, andere Menschen durch meine Art und Weise auf Gott hinzuweisen. Dieses Ziel wird ein nicht gläubiger Trainer nicht haben", sagt er. "Für mich steht sehr stark die Person des anderen im Vordergrund und ich überlege, wie ich ihr weiterhelfen kann, auch wenn es im Tennis nicht klappt. Das wird der mehr sportlich orientierte Trainer anders sehen. Der wird sagen, wenn das sportlich nicht klappt, dann verliert der Mensch für mich an Wert", glaubt Müller. "Aber mir ist es sehr wichtig, dass ich den Menschen sehe und ihn achte, auch wenn er kein sportliches Talent hat." Müller betet für die allermeisten seiner Schüler. "Dadurch habe ich Möglichkeiten des Wirkens, die anderen Trainern nicht gegeben sind."

Voll im Glauben, stark im Tennis: Christoph Müller.

Nicht alle seine Schüler sind für dieses beziehungsorientierte Training offen. Manche sind ausschließlich am professionellen Tennistraining interessiert. Das respektiert Müller. Aber wenn es seelisch brennt, dann betet er auch schon einmal gemeinsam mit der Schülerin oder dem Schüler. Eine seiner Schülerinnen sei verzweifelt zur Stunde gekommen, erzählt er. Ihre Freundin war an Krebs erkrankt. "An dieser Stelle bin ich dann der Situation nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann sagen: Lass mich für sie beten."

Die christlich geprägte Sporterziehung kann schon im frühen Kindesalter beginnen, findet Müller. "Bei den ganz kleinen Kinder sind wir froh, wenn es in der Ballschule einigermaßen läuft." Aber auch das sei schon ein göttliches Prinzip. "In dem Moment, in dem ich dafür sorge, dass Regeln konsequent, aber liebevoll eingehalten werden, lernen die Kinder schon etwas von der göttlichen Ordnung." Denn Gott sei ein Gott der Ordnung nicht des Durcheinanders und Chaos. "Konsequenz und Ordnung sind heute auch nicht mehr überall so wirklich gefragt. Dabei ist das etwas, was den Willen Gottes widerspiegelt: Dass unser Leben geordnet verläuft, dass es in Bahnen verläuft."

Mit den älteren Jugendlichen spricht Müller eher über das Thema Ablenkung und gibt ihnen Denkanstöße: "Woher beziehe ich meinen Selbstwert? Wie viel lasse ich mich prägen und ablenken durch Mobilgeräte, wo ich 24/7 online bin?", fragt der Tennislehrer. "Wie viel komme ich denn zur Ruhe? Ja, da merkt man auch, dass da viel, viel Chaos ist im Leben von Jugendlichen."

Christoph Müller mit einem Schüler auf dem Tennisplatz des FTC Palmengarten in Frankfurt.

In seiner Trainerlaufbahn habe sich eine Menge verändert, sagt Christoph Müller. "Kinder und Jugendliche haben immer probiert, wie weit sie gehen können." Während es früher klar gewesen sei, dass es eine Disziplinarmaßnahme geben könne und Trainer und Eltern ein Team gewesen seien, empfinden viele Eltern heute das Ergebnis ihrer Kinder so, als ob sie es selbst erlebt hätten und wehren sich oft reflexartig gegen Verhaltensvorwürfe gegen ihre Kinder. "Sie fragen mich als Trainer: Warum machst du das? Sie fragen dies nicht ihr Kind." 

Christoph Müller engagiert sich in dem Verein SrS e.V. (Altenkirchen/Westerwald). Der christliche Verein hat als Non Profit Organisation zum Ziel, anderen Sportlern das Evangelium von Jesus Christus weiter zu sagen und Sportler zu betreuen bis hoch zu den Olympischen Spielen. Der Verein bietet in über 20 Sparten Sportkurse Lehrgänge, Freizeiten und Events an. Etwa 70 hauptamtliche Mitarbeiter sind bundesweit tätig und über 800 Ehrenamtliche. Müller hat in dem Verein ein Trainerforum aufgebaut, in dem Sporttrainer für ein werteorientiertes Training geschult werden. Vor allem geht es um Vertrauen, Respekt und Wertschätzung.

"Die Zeit, die ich auf der Welt habe, will ich nutzen."

Der Verein wurde 1971 von dem Sportler Helmfried Rieker gegründet. Er fragte sich damals, wer den Sportlern eigentlich das Evangelium von Jesus Christus erzählte, weil er bemerkte, dass Sport in vielen Kirchengemeinden als Konkurrenz gesehen wurde, der den Gotteshäusern sonntags die Leute wegnimmt. Es fing an mit kurzen geistlichen Impulsen bei Sportveranstaltungen sowie geistlicher Betreuung bei Wettkämpfen, es folgten Bibelkreise für christliche Profi-Sportler und ein Angebot von Sport-Freizeiten. Der Glauben sei auch im Profi-Sport ein Thema, nur würde das nicht an die große Glocke gehängt, sagt Müller. "Jürgen Klopp oder Jorginho (FC Bayern München) haben sich zum Beispiel zu Jesus Christus bekannt", erzählt Müller. "Je mehr sie im Rampenlicht stehen, desto gedeckter halten sie es." Auch Tennisstar Andre Agassi sei zu seinen Profi-Zeiten seelsorgerisch und christlich betreut worden.

Als Tennislehrer fragt sich Müller heute oft, was seine Aufgabe eigentlich ist. "Wie sehr kommt es darauf an, dass ich als Trainer mein eigenes Ziel verwirkliche? Schätze ich den anderen höher als mich selbst?", fragt er sich. Die Antwort findet er in der Bibel: "Sie fordert eindeutig, dass ich anderen diene." Der Glaube begleitet ihn in jede sportliche Aufgabe: "Wenn ich versuche, den Schlag selber durchzuführen, wird es eine Katastrophe. Dann tut nachher alles weh und es gibt Verletzungen." Das sei wie im Leben. "Wenn ich in meinem Leben versuche, alles selber in die Hand zu nehmen, dann tut nachher alles weh und die Dinge gehen schief. Aber wenn ich meinem Schläger vertrauen kann, sagen kann, wenn ich dich auf die Bahn geschickt habe, dann schwenkst du, dann triffst du den Ball wunderbar, dann ist das ein unvergleichliches Gefühl. Und so kann ich mich loslassen in Gott. So kann er mein Leben führen und lenken und leiten."

Christoph Müller liebt sein Leben und Wirken und ist sich sicher, dass er seine Lebensaufgabe gefunden hat: "Die Zeit, die ich hier habe, will ich dazu nutzen, dass Menschen durch mich den Frieden und die Freude kennenlernen, die nur Gott in seinem Sohn Jesus Christus schenkt. Und wenn meine Schüler etwas über das Tennis hinaus lernen und erfahren, ist es das Allerschönste!"