Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch sieht die Arbeit von Wohlfahrtsverbänden zunehmend durch rechtsextreme Diffamierungen unter Druck. Längst stehe dabei nicht mehr nur die Arbeit mit Geflüchteten, die Migrationsberatung und Integrationsförderung im Fokus, sagte Schuch laut Redemanuskript beim traditionellen Wichernempfang der Diakonie in Berlin.
"Diffamierungen und bisweilen auch offene Anfeindungen von rechts außen erleben wir in einer großen Bandbreite in unserer Arbeit mit Menschen mit Behinderung, mit von Armut Betroffenen, in der Arbeit mit langzeitarbeitslosen Menschen oder mit Wohnungslosen", sagte der Theologe. Die Vorwürfe lauteten "Verschwendung von Steuergeldern", "ideologische Einseitigkeit", "undemokratisches Verhalten" oder gar "Linksextremismus".
Schuch nahm für seinen Verband deutlichen Widerspruch gegen rechtsextreme Positionen in Anspruch. "Rechtsextreme behaupten, soziale Organisationen müssten sich politisch neutral verhalten, wenn sie öffentliche Fördergelder erhalten", sagte er. Auf diese Weise solle Kritik an rassistischen, antisemitischen, antimuslimischen, minderheitenfeindlichen und antidemokratischen Positionen und Äußerungen delegitimiert werden. "Richtig ist, dass deutliche Kritik an solchen menschenverachtenden Positionen geradezu geboten ist. Wir verhalten uns gegenüber diesen Parolen nicht neutral", sagte er.
Man müsse deutlich machen, "welche verheerenden Folgen ein weiterer Zugewinn an Einfluss und an politischer Macht der extremen Rechten für unser demokratisches Gemeinwesen hätte".
Gastredner beim Wichernempfang war in diesem Jahr der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer. Er rief dazu auf, rechtsextremen Positionen im Alltag zu widersprechen. Die Weimarer Republik sei seinerzeit "nicht an zu vielen Nazis gescheitert", sondern an zu wenigen Demokraten, die täglich das Wort für die Demokratie ergriffen hätten, sagte er.