Schwarz-rot -goldener Bücherstapel kippt nach rechts.
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Das Evangelische Literaturportal gibt drei Buchtipps zur Gefährdung der Demokratie.
Blick in die Literatur
Buchtipps zur Bedrohung der Demokratie
Aktuell scheint die Demokratie gefährdet zu sein. Nicht nur in Deutschland wachsen die AFD-Balken der Sonntagsumfragen erschreckend in die Höhe, auch in anderen Staaten innerhalb und außerhalb Europas gewinnen Rechtspopulisten an Macht und Zustimmung. Das Evangelische Literaturportal stellt drei Sachbücher vor, die der Bedrohung auf den Grund gehen. 

Mitte/Rechts. Die internationale Krise des Konservatismus

Thomas Bierbricher: Mitte/Rechts. Die internationale Krise des Konservatismus.

Die Krise konservativer Parteien ist kein alleiniges Problem Deutschlands...

Es gehört zu den Paradoxien liberaler Demokratien, dass die eigentlichen Gegner oft helfen, dieser zu breiterer Akzeptanz zu verhelfen. Das gilt nicht nur für eine ideologische Richtung; im Zentrum des neuen Buches des Frankfurter Politikwissenschaftlers mit Schwerpunkt Politische Theorie und Ideengeschichte steht allerdings der Konservativismus. Die Beschäftigung damit lohnt sich, auch wenn das alles andere als einfach ist, denn die Einordnung politischer Positionen fallen zunehmend schwer. Was ist rechts? Waren früher damit klarere politische Bekenntnisse verbunden, herrscht heute jenseits von meist plakativen Zuschreibungen vor allem eins: viel Verwirrung. Wer wissen will, woher diese rührt, ist mit dem Titel bestens beraten. Der Autor zeigt anhand dreier Länderstudien (Italien, Frankreich und Großbritannien), wie eher rechts orientierte Parteien Politik betreiben, scheitern und sich neu erfinden. Die Situation in Deutschland wird allenfalls indirekt tangiert, dennoch lohnt sich der Blick auf die Nachbarstaaten, denn überall gilt: Demokratien werden nicht einfach geboren. 
Oliver Georg Hartmann 

Bierbricher, Thomas: Mitte/Rechts. Die internationale Krise des Konservatismus. Berlin: Suhrkamp 2023. 638 S. ISBN 978-3-518-43099-6, geb.: 30 Euro

Massenradikalisierung. Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt

Julia Ebner: Massenradikalisierung. Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt

Wie bewegen sich extremistische Ideen von den radikalsten Rändern in die Mitte der Gesellschaft und wie kann man dagegen steuern.

In den letzten zehn Jahren haben sich viele obskure und zunächst kleine, unbedeutende Bewegungen zu immer mächtigeren Akteuren entwickelt, die mit ihren rechtsradikalen und menschenverachtenden Hasskampagnen versuchen, einen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel herbeizuführen. Die Extremismusforscherin Julia Ebner hat undercover verschiedene Gruppierungen (antifeministische Incels, Klimaleugner, White Live Matters, Coronaleugner, QAnon-Anhänger u.a.) besucht und zeigt, wie deren Netzwerke entstehen, sie alternative soziale Medien nutzen, Kampagnen führen und auch vor tödlicher Gewalt nicht zurückschrecken. Sie beschreibt Russlands Kampf gegen die freiheitliche Welt mit erfolgreichen Desinformationskampagnen. Eine hochspannende, eindringliche Lektüre, die angesichts der offen zur Schau gestellten Gewaltbereitschaft der Gruppierungen zugleich erschreckt und verstört. Am Ende zeigt Ebner Lösungsansätze, wie dieser Radikalisierung, Polarisierung und Gewaltbereitschaft entgegengesteuert werden kann. Ob das glücken wird, bleibt angesichts der Dynamik der Entwicklung offen.
Zum Verständnis des aktuellen Massenphänomens Radikalisierung ist dieser Titel unverzichtbar. 
Wolfgang Vetter 

Ebner, Julia: Massenradikalisierung. Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt. Berlin: Suhrkamp 2023. 360 S. ISBN 978-3-518-47314-6, geb.: 20 Euro

Rechts unten. Die AfD: Intrigen, heimliche Herrscher und die Macht der Geldgeber

Sebastian Pittelkow: Rechts unten. Die AfD: Intrigen, heimliche Herrscher und die Macht der Geldgeber.

Langzeitrecherche über das Innenleben, die Ausrichtung und Finanzierung der rechtspopulistischen AfD.  

Seit ihrer Gründung 2013 hat sich die AfD immer weiter radikalisiert. Sebastian Pittelkow und Katja Riedel haben ihren Weg von Anfang an verfolgt. Dabei wurden ihnen immer wieder Interna aus den Reihen der Partei zugetragen, so konnten sie etwa die gesamte Kommunikation der Chatgruppe der ersten Bundestagsfraktion auswerten. Beide trugen auch zur Aufdeckung der AfD-Spendenskandale bei und folgten der Spur des Geldes, die in die Schweiz zu zwei deutschen Milliardären führte. Das Buch gibt nicht nur Einblicke in das chaotische Innenleben der populistischen, von Streit zerfressenen Partei, sondern auch in die Arbeitsweise von Investigativ-Reportern. Deren Recherchen zur AfD wurden zwar alle bereits in den Medien veröffentlicht, "Rechts unten" bietet aber noch einmal eine spannend zu lesende und kurzweilige Zusammenfassung des Zusammengetragenen. Fazit von Pittelkow und Riedel: Der Weg der russlandfreundlichen AfD nach rechts ist noch nicht abgeschlossen, sie wird eine destruktive Oppositionspartei ohne Gestaltungsanspruch und eine Gefahr für die Demokratie bleiben.  
Das Buch bietet Stoff für politische Diskussionen. 
Michael Freitag 

Pittelkow, Sebastian: Rechts unten. Die AfD: Intrigen, heimliche Herrscher und die Macht der Geldgeber. Hamburg: Rowohlt Polaris 2022. 350 S. ISBN 978-3-499-01132-0, kt.: 20 Euro

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