Vergangene Woche hatten der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Kirchenkonferenz, in der alle 20 Landeskirchen vertreten sind, in Hannover über Lehren aus der Ende Januar veröffentlichten Missbrauchsstudie beraten. Erstmals nahmen an den Sitzungen auch Vertreter:innen von Betroffenen aus dem Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD und der Diakonie teil.
Zander, der Betroffenensprecher im Beteiligungsforum ist, forderte die Landeskirchen auf, nun genügend Geld für die Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt bereitzustellen. Außerdem müssten die Landeskirchen die Vorschläge des Beteiligungsforums, das das Thema Missbrauch EKD-weit bearbeitet, auch umsetzen, sagte er. Das Beteiligungsforum sei die letzte Chance für die EKD, beim Thema Missbrauch zu Glaubwürdigkeit zu kommen.
Das Beteiligungsforum arbeitet derzeit unter anderem an einer Änderung des kirchlichen Disziplinarrechts und an einheitlichen Regeln für Anerkennungsleistungen, die Betroffene für erlittenes Leid entschädigen sollen. Gerade hier seien faire Regeln für die Betroffenen entscheidend, erklärte Zander. "Vereinheitlichung ist ein Muss", betonte er. "Wenn wir das nicht bis zur EKD-Synode im November schaffen, geht noch mehr Vertrauen verloren." Betroffene müssten sehen, dass nach der Veröffentlichung der Studie schnell etwas geschehe.
Die EKD hatte die Studie bei dem unabhängigen Forschungsverbund ForuM in Auftrag gegeben. Die Forscher zählten mindestens 2.225 Betroffene sexualisierter Gewalt und mindestens 1.259 Beschuldigte. Die Dunkelziffer liegt den Forschern zufolge aber deutlich höher. Laut Studie gab es in der evangelischen Kirche und der Diakonie eine mangelnde Verantwortungsübernahme bei der Aufklärung von Taten. Betroffene, die ihre Geschichte öffentlich machten, seien zudem fast immer diskriminiert und ausgegrenzt worden.