Der Care-Report listet zehn Krisen auf, die im vergangenen Jahr am wenigsten mediale Aufmerksamkeit fanden. Alle wenig beachteten Katastrophen ereigneten sich demnach in Afrika. Auf Platz eins wird die dramatische humanitäre Lage in Angola genannt.
"Die weltweite humanitäre Not war noch nie so groß wie 2023", erklärte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Auch in diesem Jahr bräuchten weltweit wieder fast 300 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, davon fast die Hälfte in Afrika. Viele Krisen in den afrikanischen Ländern gerieten aber angesichts neuerer Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten in den Hintergrund. Zudem seien im vergangenen Jahr nur 35 Prozent der weltweit benötigten finanziellen Mittel für humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt worden. "Das ist definitiv zu wenig", kritisierte Zentel. Der Bericht fordert ein stärkeres Engagement internationaler Geldgeber sowie einen freien Zugang für Medien in die Krisenregionen.
Krise in Angola taucht am Seltesten auf
Die Krise in Angola sei in der Medienberichterstattung am seltensten aufgetaucht, obwohl dort wegen Dürren und Überschwemmungen im vergangenen Jahr 7,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen waren, heißt es in dem Bericht der Hilfsorganisation. Es sei damit zu rechnen, dass sich die Wetterextreme in dem südwestafrikanischen Land künftig aufgrund der Klimakrise noch verstärkten.
Unter den Folgen des Klimawandels leide auch besonders Sambia, das der Care-Bericht an zweiter Stelle der vergessenen Krisen anführt. Demnach hungern in dem Land im südlichen Afrika 1,35 Millionen Menschen. Auch Burundi, das in dem Bericht auf Platz drei folgt, sei stark von Naturkatastrophen betroffen, durch die fast 70.000 Menschen ihr Zuhause hätten verlassen müssen. 5,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren seien unterernährt. Zudem leide die Bevölkerung in dem ostafrikanischen Land unter politischen und ethnischen Konflikten, hieß es. Wetterextreme und Gewalt seien auch die Hauptursachen für die Katastrophen in den übrigen sieben vergessenen Krisen-Ländern: Senegal, Mauretanien, Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Burkina Faso, Uganda und Simbabwe.
Keine Nachrichtenfaktoren - unsichere Arbeitsbedingungen
Medien berichteten unter anderem deshalb wenig über die Konflikte und Katastrophen in Afrika, weil ihnen "Nachrichtenfaktoren" fehlten, stellte die Geschäftsführerin von Care Österreich, Andrea Barschdorf-Hager, fest. So dauerten die Krisen meist schon lange an und spielten sich aus westlicher Sicht weit entfernt ab. Für die Medien sei die Berichterstattung aus Afrika zudem sehr teuer, beobachtete die Care-Direktorin Humanitäre Hilfe, Deepmala Mahla. Auch seien die Arbeitsbedingungen für Journalisten dort oft unsicher. Hier seien die afrikanischen Regierungen gefordert, den Medien sicheren Zugang zu den Krisenregionen zu ermöglichen.
Der zum achten Mal in Folge erschienene Care-Report stützt sich auf die Analyse von fünf Millionen Online-Artikeln durch den internationalen Medienbeobachtungsdienst Meltwater in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.