Schnee mit nächtlichen Minusgraden verschärft die Situation für Obdachlose in den bayerischen Städten. Bis zu 400 Menschen ohne festen Wohnsitz sind beispielsweise in Regensburg auf den Straßen unterwegs, schätzt Christian Hierold, Caritas-Fachreferent für besondere Lebenslagen. Betreut würden sie von mobilen Einsatzteams der Caritas. Streetworker Ben Peter sucht die Betroffenen zu Fuß an öffentlichen Orten auf, Hierold selbst fährt mit dem NOAH-Mobil der Caritas die Hot-Spots in der Stadt ab und bietet seine Hilfe an. NOAH steht für "niederschwellig, ortsnah und Anspruch auf Heimat".
Etwa 70 Schlafplätze stehen im Caritas "TagNachtHalt" im Osten Regensburgs für Obdachlose bereit. Den Caritas-Angaben zufolge ist die Notunterkunft zurzeit voll belegt. "Die Unterkünfte reichen aber bei Weitem nicht aus", sagt Hierold. Wie angespannt die Situation ist, zeige auch die Anschaffung von 20 zeltartigen "Kälte-Iglous" als Wärmespender für Obdachlose. Diese würden im Notfall ausgegeben. Nachdem sich die Situation in den vergangenen Jahren verschärft habe, sei ein städtisches Konzept für zusätzliche Obdachlosenhilfe in Planung.
Die Caritas setzt zudem auf die Mithilfe der Bevölkerung. Unter der Kälteschutz-Rufnummer (0175/1455669) können Bürgerinnen und Bürger, die in der kalten Jahreszeit jemanden auf der Straße sehen und sich fragen, ob es ihm oder ihr noch gut geht, anrufen, sagte ein Caritas-Sprecher. Auch so könnten Menschen vor dem Erfrieren gerettet werden.
In Nürnberg hat das Sozialamt für die kalte Zeit eine Reihe von Angeboten für Obdachlose. Tagsüber gibt es in der ökumenischen Wärmestube oder den Tagestreffs Möglichkeiten, warm zu essen, zu duschen, Wäsche zu waschen, Beratungsangebote wahrzunehmen und sich in Notfällen medizinisch behandeln zu lassen - auch ohne Versicherungsschutz, teilte die Stadt mit. Für die Nächte stehen verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Die Stadt unterhalte mit dem Haus Großweidenmühle eine zentrale Anlaufstelle mit eigenen Notschlafplätzen. Über das Haus erfolge auch die Zuweisung in die beiden städtischen Einrichtungen Diana-Herberge für Männer und Hermann-Etage für Frauen. Hilfsorganisationen stellen weitere Notschlafplätze zur Verfügung. Im Winter suchen die Streetworker von Wärmestube und Straßenambulanz obdachlose Menschen außerdem gezielt auf. "Die Übernachtung im U-Bahnverteiler Königstorpassage bleibt in Ausnahmefällen gestattet für diejenigen, die trotz alledem kein Angebot aufzusuchen", sagt die Sozialreferentin der Stadt Elisabeth Ries. Wem in Nürnberg hilfsbedürftige obdachlose Personen auffallen, kann das Streetwork-Team unter 0911/443962 informieren. In Notfällen und außerhalb der Arbeitszeiten könne auch die Polizei alarmiert werden, so die Stadt.
Aus dem Kälteschutzprogramm der Stadt München zusammen mit dem Evangelischen Hilfswerk wurde nach Angaben des Stadtportals ein ganzjähriger Übernachtungsschutz. "Alle obdachlosen Menschen, die sich in München aufhalten, erhalten dort einen kostenlosen Bettplatz, sodass in der kalten Jahreszeit niemand in München auf der Straße schlafen muss", sagt Sozialreferentin Dorothee Schiwy. Die 850 Bettplätze im Übernachtungsschutz befinden sich im Haus 12 auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne. Hinzu kommen weitere städtische Notquartiere. Wer dort übernachtet, erhalte über die Beratungsstellen auch eine Fahrberechtigung für den Nahverkehr dorthin.
Vor Ort biete das Evangelische Hilfswerk zudem sozialpädagogische Beratung in verschiedenen Sprachen an. In weiteren Anlaufstellen und Tagestreffs verschiedener Träger können sich obdachlose Menschen tagsüber aufhalten und beraten lassen. Seit Januar 2020 finanziert die Landeshauptstadt zusätzlich das Projekt "Münchner Wärmebus". Dieser biete als Ergänzung zur Streetwork die Möglichkeit, auch kurzfristig in eine Unterkunft gefahren zu werden. Der "Wärmebus" ist von November bis April im Stadtgebiet im Einsatz.