Oliver Schuegraf
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Der Theologe Oliver Schuegraf aus Wunstorf bei Hannover wurde auf der Synode einstimmig zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe gewählt.
Landeskirche Schaumburg-Lippe
Oliver Schuegraf wird Landesbischof
Der Theologe Oliver Schuegraf aus Hannover wird Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Die Synode wählte den 54-Jährigen am Donnerstagabend in Bückeburg einstimmig in das höchste Leitungsamt.

Schuegraf erhielt alle 34 Stimmen des Kirchenparlaments. Er löst im nächsten Frühjahr den derzeitigen Amtsinhaber Karl-Hinrich Manzke ab, der Ende Februar mit 66 Jahren in den Ruhestand geht. Schuegrafs Amtszeit beträgt zunächst zehn Jahre, kann aber verlängert werden.

Schuegraf ist Pfarrer der bayrischen Landeskirche und zurzeit als Oberkirchenrat für das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Hannover tätig. Dort ist er für ökumenische Grundsatzfragen und das Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche zuständig. Bei der Bischofswahl in der Bückeburger Stadtkirche war er der einzige Kandidat.

Schuegraf stammt aus der bayrischen Landeskirche, geboren und aufgewachsen ist er in Würzburg. "Weinberge sind für mich Heimat", sagt er und blickt schmunzelnd durch die blaue Brille, sein Markenzeichen. "Im Herzen bleibt man immer irgendwie ein Franke." Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, schon bald seinen Horizont zu erweitern: Mit 15 Jahren ging er als Austauschschüler in die USA. "Da habe ich mir mein amerikanisches Englisch angewöhnt, das geht jetzt nicht mehr raus."

Ökumenische Erfahrung im Gepäck

Später absolvierte ein ökumenisches Studienjahr an der katholischen Dormitio-Abtei in der Altstadt von Jerusalem. "Da bin ich infiziert worden mit dem ökumenischen Virus, und den bin ich dann nicht mehr losgeworden", erzählt er: "Ich finde es spannend, nicht nur zu sehen, was man selbst denkt, sondern in die Weite zu blicken und zu erfahren, dass Menschen auch völlig anders denken können." Dafür gibt es aus seiner Sicht jedoch eine wichtige Voraussetzung: "Bei aller Weite braucht es eine tiefe Verwurzelung in der eigenen Position und im eigenen Glauben."

Mit dieser ökumenischen Erfahrung im Gepäck wurde Schuegraf später Studierenden-Seelsorger an der Universität Coventry in England. Das Land, die Sprache und die Menschen mit ihrer hingebungsvollen Pflege von Traditionen, Parks und alten Herrenhäusern zogen ihn rasch in ihren Bann. In Coventry wurde der Theologe auch Koordinator der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft, einem weltweiten Netz von Kirchen, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzen.

Seine Leidenschaft für die Ökumene ebneten ihm 2008 auch den Weg nach Hannover zur Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und zum Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes. Hier widmet sich der Theologe seither intensiv dem Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche und pflegt Beziehungen zu Kirchen in aller Welt. "Vielleicht werde ich nie ein richtiger Norddeutscher", sagt er. "Aber ich fühle mich heimisch und sehr wohl hier." Die Anfrage für das Bischofsamt sei für ihn selbst überraschend gekommen, habe ihn aber zugleich erfreut: "Als Bischof nah bei den Menschen zu sein, und trotzdem eine Weite zu spüren, die über ein Pfarramt hinausgeht - das finde ich schon sehr spannend."
 

Gratulationen für den künftigen Landesbischof 

Leitende Repräsentanten des Protestantismus in Deutschland haben dem künftigen schaumburg-lippischen Bischof Oliver Schuegraf (54) zu seiner Wahl gratuliert. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte am Freitag, sie freue sich auf die gemeinsame Arbeit: "Sein ökumenischer Weitblick und seine Vernetzung in internationalen Bezügen werden für die Zusammenarbeit in der Kirchenkonferenz und in anderen Gremien der EKD ein Gewinn sein."

Für die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen sagte der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit als Ratsvorsitzender, er kenne und schätze Oliver Schuegraf aus der ökumenischen Arbeit, in der er viel Erfahrung mitbringe. "Dieses Arbeitsfeld ist auch für uns in Niedersachsen ein sehr wichtiges, und Oliver Schuegraf wird unsere Arbeit hier sicher sehr bereichern."

Engagement in der Friedensarbeit gewürdigt

Der Bischof der benachbarten hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister, würdigte Schuegrafs Engagement in der internationalen Friedensarbeit: "Ich freue mich darauf, wenn er diese Expertise jetzt verstärkt in Niedersachsen einbringen wird." Als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ergänzte Meister: "Ich wünsche Oliver Schuegraf für sein neues Amt den Weitblick und den Tiefsinn, den es für diese Aufgabe braucht."

Auch EKD-Vizepräsident Stephan Schaede, Amtsbereichsleiter der VELKD, würdigte den Gewählten: "Ich schätze Oliver Schuegraf als einen profilierten und verlässlichen Theologen", sagte er. Schuegraf ist bislang als Oberkirchenrat für das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Hannover tätig. Dort ist er für ökumenische Grundsatzfragen und das Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche zuständig.

Für das Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes sagte der frühere württembergische Bischof Frank Otfried July, er habe Oliver Schuegraf als einen diplomatisch versierten, verbindlich auftretenden und kenntnisreichen Theologen kennengelernt. "Er wird das Amt mit seelsorgerlichem Einfühlungsvermögen, Sachverstand und theologischer Tiefe wahrnehmen. Seine Neugier auf Neues wird ein segensreiches Wirken in Schaumburg-Lippe ermöglichen."

Zur schaumburg-lippischen Landeskirche an der Grenze von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehören 22 Gemeinden mit zusammen rund 46.000 Mitgliedern. Damit gehört Schaumburg-Lippe neben der Evangelischen Landeskirche Anhalts zu den kleinsten der 20 Landeskirchen in Deutschland.