Wenn Mitbegründerin Ulrike Schaich den Ausdruck "Mensch und Natur" hört, sagt sie, zucke sie innerlich immer etwas zusammen: "Wir spielen doch alle miteinander auf diesem Planeten!" Um genau gegen die Trennung dieser beiden Begriffe vorzugehen, haben sie und ihre Mitstreiter:innen aus dem Südwesten Deutschlands das Netzwerk "Wilde Kirche" gegründet.
Schaichs Meinung nach gehöre das Thema Umwelt mitten in die Kirche rein. Schaich beobachte immer öfter eine Trennung von Mensch von der Natur. "Für Martin Luther war es selbstverständlich, die anderen Kreaturen der Schöpfung mitzudenken. Wir haben das verloren." Sie bedauert: "Wir predigen von der Schöpfung aber sobald wir den Gottesdienst verlassen, scheinen wir das zu vergessen."
Neben ihrer halben Pfarrstelle besetzt die 56-Jährige außerdem eine sogenannte Innovationspfarrstelle der Landeskirche Württemberg, bei der sie sich dem Thema "Schöpfungsspiritualität" widmet. Mit der "Wilden Kirche" möchte sie Menschen und Tiere zusammenzubringen und so einen stärkeren Bezug zur Natur zu erzeugen. Ganz konkret kann das zum Beispiel bei einer Wanderung mit Schaichs Lamas passieren. "Die Tiere nehmen Menschen so wie sie sind und wir können davon lernen", berichtet sie.
Die Bandbreite des Angebots der "Wilden Kirche" reicht von wald- und erlebnispädagogischen Angeboten wie Outdoor-Jungschargruppen, über christliches Waldbaden bis hin zu dem, was Bienen predigen.
Natur versteht Ulrike Schaich als "Schöpfungsfamilie": "Alle Lebewesen auf dieser Welt sind unsere älteren Geschwister. Es ist überheblich zu sagen, dass alle anderen nur für uns da sind." Beim Erleben der Natur könnten wir Spiritualität neu entdecken und reflektieren. " Hier kann ich auch die Erkenntnis gewinnen, wie Gott ist, denn all das sind seine Werke", erläutert sie.
Das Netzwerk "Wilde Kirche" liegt im globalen Trend, berichtet Schaich: "Es gibt ganz ähnliche Bewegungen in Kanada, den USA, Holland, Irland, Schottland, Österreich und der Schweiz." Aus dem Islam komme die Vereinigung "Grüne Moschee". Schaich betont, dass das Konzept alle adressiert - egal ob sie einer Konfession angehören und wenn ja, welcher: "Die Natur ist das, was uns alle verbindet".