Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche, ist seit 2022 die Beauftragte der EKD für Schöpfungsverantwortung, also mit dem Thema Klima betraut. Kühnbaum-Schmidt hat zum Klimastreik aufgerufen und sagt: "Auch als evangelische Kirche in Deutschland sollten wir hier deutliche Schritte gehen."
Dass Klima und Klimagerechtigkeit zu den großen Themen unserer Zeit gehören, daran besteht kein Zweifel. Auf der Synode wurde für eine Stunde über die Umsetzung der Ziele der 2022 vereinbarten Klimaschutzrichtlinie berichtet und in die Zukunft geplant. Was die EKD bislang von ihren Zielen auf dem Weg zur klimaneutralen Kirche umgesetzt hat, berichtet Kristina Kühnbaum-Schmidt im Interview mit evangelisch.de.
evangelisch.de: Die EKD hat 2022 eine Klimaschutzrichtlinie verabschiedet. Welche Klimaschutzmaßnahmen wurden davon bis heute umgesetzt?
Kühnbaum-Schmidt: Seit 2022 haben viele Landeskirchen die ersten Schritte zu mehr Klimaschutz gemacht. 13 von ihnen setzen Sofortmaßnahmen wie den Wechsel zu Ökostrom und die Verbesserung von Heizsystemen um. Einige arbeiten auch an größeren Projekten, etwa an Richtlinien für nachhaltige Heizungen. In über der Hälfte der Kirchen gibt es schon Klimaschutzgesetze und 16 haben umfassende Klimaschutzpläne, die festhalten, wie sie vorgehen wollen. Aber es gibt noch viel zu tun, zum Beispiel bei der Erfassung des Energieverbrauchs und dem Ausbau von Solar- und Windenergie.
Wie weit ist die EKD im Klimaschutz, etwa bei Gebäuden und Mobilität?
Kühnbaum-Schmidt: Wir arbeiten an einer einheitlichen Methode, um den CO2-Ausstoß genau zu messen – etwa in den Bereichen Gebäude und Dienstfahrten. Der erste Bericht dazu soll 2025 vorliegen. Vier Landeskirchen haben bereits einen konkreten Plan, wie sie ihre Gebäude klimaneutral umbauen möchten, und andere bereiten sich darauf vor. Es gibt auch Landeskirchen wie die Badische, die schon mit einem genauen Sanierungsplan für klimaneutrale Gebäude bis 2040 arbeiten. Im Bereich Dienstmobilität sind noch weniger Konzepte da, und oft geht es bisher eher um weniger CO2-Ausstoß als um vollständige Klimaneutralität.
Wie kann die EKD zur klimaneutralen Kirche werden?
Kühnbaum-Schmidt: Um eine klimaneutrale Kirche zu werden, brauchen wir klare Regeln, wie Klimaschutzgesetze in allen Landeskirchen. Außerdem müssen wir genau wissen, wie viel Energie wir verbrauchen, damit wir zielgerichtet handeln können. Gebäude klimafreundlich zu sanieren, ist besonders wichtig – hier braucht es konkrete Pläne. Auch erneuerbare Energien auf kirchlichen Grundstücken müssen ausgebaut werden, zum Beispiel durch mehr Solaranlagen. Dafür sollten wir auch mit Energieversorgern zusammenarbeiten. Und schließlich braucht es genug Personal, das den Klimaschutz koordiniert und voranbringt.
Klimaneutralität bis 2035 – ist das realistisch?
Kühnbaum-Schmidt: Unser Ziel ist eine 90-prozentige Reduktion der Treibhausgase bis 2035 und volle Klimaneutralität bis 2045. Das ist ehrgeizig und eine Herausforderung für alle, nicht nur für die Kirche. Aber ich glaube, dass es möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln und das Ziel auf allen Ebenen fest im Blick behalten.
Klima stand bei der Synode in Würzburg gestern (12. November) erst spät abends auf der Tagesordnung. Was sagen Sie dazu?
Kühnbaum-Schmidt: Das Thema wurde bereits im Plenum besprochen, und die Synodalen haben zwei Anträge zum Klimabericht eingebracht. Ich finde es wichtig, dass wir den Klimaschutz auf verschiedenen Wegen einbringen – das zeigt, dass das Thema präsent ist, auch wenn es spät auf der Tagesordnung steht.