epd: Die "Letzte Generation" sagt, alle legalen Protestformen hätten nichts genutzt, um die Menschen und die Politik auf die Dringlichkeit einer Umkehr beim Klima aufmerksam zu machen. Warum gehen Sie bei einer angemeldeten Demonstration auf die Straße? Bringt das was?
Schwester Veronika Sube: Es gibt Studien, die besagen, dass mindestens drei Prozent der Bevölkerung auf die Straße gehen muss, damit sich etwas ändert. Das Thema Klima ist so komplex, dass keiner ahnen kann, wie sich kleine Dinge auswirken. Die Basis muss in die Prozesse mit hineingenommen werden. Die Politik redet von der Klimakrise immer noch so, als wäre es eine Randerscheinung. Es kann zu politischen Fehlentscheidungen kommen, wenn jeder nur für sich und auf die eigene politische Partei schaut.
Auf Ihren Flyern für den Protestmarsch am Mittwoch steht doppeldeutig: "Wir haben genug". Denken Sie, dass die Menschen auf Ihre "Genug-Haben"-Thesen ansprechbar sind?
Sube: Ich bin überrascht, dass mehr Menschen darüber nachdenken, ob man sich den heutigen Lebensstil noch leisten kann. Das, was gutes Leben ist, ist zwar für jeden Menschen etwas anderes, aber es wird vielen klar, dass es nicht heißt, viel Geld zu haben, sondern das Klima nicht zu zerstören. Viele junge Leute wollen heute ohne Plastik leben. Wir wollen Impulse geben, sich zu hinterfragen. Wir wollen andere sensibilisieren und setzen uns selbst mit den wissenschaftlichen Quellen zur Klimakrise auseinander. Dabei wird klar, weltweit spürt man die Veränderungen. Es brennt an allen Enden. Aber wir können nur ein nach dem anderen angehen.
Werden Sie in ihrer Ordenstracht demonstrieren und welche Reaktionen bekommen Sie üblicherweise, wenn Sie so protestieren?
Sube: Bei den meisten Demos, an denen wir teilnehmen, bekommen wir sehr viel positive Reaktionen. Viele Menschen sind der Meinung, so kann es nicht weitergehen. Auch wenn mal die eine oder andere ablehnende Haltung dabei ist - auch so kann man ins Gespräch kommen.