Zu viele Kinder müssten zum Teil über Jahre in Flüchtlingsheimen und damit an nicht kindgerechten Orten leben, kritisierte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, am Dienstag in Köln. Das schränke ihrer Rechte gravierend ein, mit der Folge, dass sie "nicht gut in Deutschland ankommen".
In vielen Unterkünften seien die Verhältnisse beengt und die Kinder müssten auch Gewalt erleben. Dies sei unzumutbar. Schon vor ihrer Flucht hätten die Kinder einen Ausnahmezustand erlebt, sagte Schneider.
Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) hatte Unicef eine Studie in Auftrag gegeben, für die in acht Flüchtlingsunterkünften 50 Kinder und Jugendliche befragt wurden. Die Studie ist den Angaben zufolge nicht repräsentativ.
Die Kinder berichteten der Studie zufolge von beengten Verhältnissen, fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, Diskriminierung im Alltag sowie über erhebliche Schwierigkeiten beim Zugang zu psychologischer Versorgung und Bildung. Nicht alle Jungen und Mädchen können demnach zur Schule gehen, viele wünschen sich auch mehr soziale Kontakte außerhalb der Unterkunft.
Dringend nötig sei vor allem die dezentrale Unterbringung von Familien in Wohnungen sowie der unmittelbare Zugang zu Kindergarten, Schule oder Ausbildung, hieß es. "Es ist wichtig, dass nach der Flucht eine Kindheit beginnen kann, die diesen Namen auch verdient", sagte Schneider.
Von den rund 2,3 Millionen seit 2015 nach Deutschland gekommenen Schutzsuchenden sind den Angaben zufolge rund 40 Prozent Kinder und Jugendliche. Unter den im Vorjahr registrierten mehr als eine Million Flüchtlingen aus der Ukraine ist es rund ein Drittel.