Bei "Rolling Stones"-Konzerten fegt Mick Jagger wie ein Wirbelwind zwei Stunden lang über die Bühne. Sein Gesicht bekommt zwar immer tiefere Furchen, aber sein fast jugendlicher Elan will so gar nicht zu einem fast 80-Jährigen passen. Noch heute verführe Jagger, als wäre er für immer 23, schrieb vor wenigen Jahren der "Spiegel" über den "Rolling Bone" (deutsch: rollenden Knochen).
Der zum "Sir" geadelte Jagger hat eine Herzklappen-Operation und eine Corona-Infektion überstanden. Er ist Urgroßvater und mindestens fünffacher Großvater. An Ruhestand ist bei ihm aber nicht zu denken. Im Gegenteil: In den Jahren der Corona-Pandemie sei es ihm besonders schwergefallen, nicht ausgehen zu können, sagte er im vergangenen Jahr der Wochenzeitung "Die Zeit". Er würde so gerne "mal wieder tanzen gehen".
Mit den Stones veröffentlichte er während der Pandemie den Song "Ghost Town". Mit dem "Foo Fighters"-Frontmann Dave Grohl spielte er den alles nicht so ernst nehmenden Song "Eazy Sleazy" ein. Und für die schräge britische Agentenserie "Slow Horses" steuerte er das lässig-coole Stück "Strange Game" bei.
Beim neuen Album mit dabei: Paul McCartney
Aktuell arbeitet Jagger mit den Rolling Stones an einem neuen Album, bei dem auch der frühere Beatle Paul McCartney mitspielen soll. Medien spekulierten zudem kürzlich über eine Verlobung mit seiner Freundin, der 35-jährigen Melanie Hamrick. Mit ihr hat er einen sechsjährigen Sohn.
Auch mit 80 Jahren werden Mick Jagger und Keith Richards mit den "Rolling Stones" auf der Bühne stehen, ist der Chef des "Stones Fan Museum" im niedersächsischen Lüchow überzeugt. "Sie haben diesen Drang, den Fans etwas zu präsentieren", sagt Museumsgründer Ulrich Schröder dem Evangelischen Pressedienst. "Wenn die Stones gesund bleiben, dann wird da so schnell kein Ende sein."
Auch mal Zoff zwischen Jagger und Richards
Im Oktober 1961 kamen der 18-jährige Mick und ein früherer Mitschüler, der 17-jährige Keith, auf dem Bahnhof im britischen Dartford ins Gespräch, weil Jagger Platten aus den USA von Muddy Waters und Chuck Berry unter dem Arm hatte. Dieses Zufallstreffen gilt als Meilenstein für die Gründung der Blues-Combo "Rolling Stones".
Ebenso legendär sind die Streitigkeiten der beiden kreativen Köpfe. Auf deren Höhepunkt Mitte der 80er Jahre schlug Jagger mit "She's the Boss" (1985) zeitweise eine Solokarriere ein, tourte statt mit den Stones mit einer eigenen Band.
Abseits der "Rolling Stones" produziert Jagger Filme wie die Serie "Vinyl" (2016), zusammen mit Martin Scorsese. Im Jahr 2011 gründete er für ein Album die neue Band "SuperHeavy" mit dem Eurythmics-Gitarristen David Stewart, der Sängerin Joss Stone und Damian Marley.
Image des kühl kalkulierenden Geschäftsmannes
Gitarrist Keith Richards gilt in der Öffentlichkeit als der leidenschaftliche Musiker, den der geschäftliche Aspekt der Musik nur wenig interessiert. Mick Jagger haftet hingegen das Image des kühl kalkulierenden Geschäftsmannes an. Dass aus der kleinen Londoner Bluesband ein internationales Unternehmen geworden ist, ist sicher das Verdienst des früheren Wirtschaftsstudenten Jagger.
Nach den hohen Steuerschulden und der Veräußerung der Stones-Songs durch den Manager Allen Klein übernahmen die Stones unter der Ägide von Jagger ab 1970 selbst die Kontrolle. Mit fast 100 Millionen Dollar Einnahmen im vergangenen Jahr rangieren die Stones inzwischen in den Top Ten der bestverdienenden Entertainer.
Anders als seine Band-Kollegen kommt Jagger aus einem eher bürgerlichen Elternhaus. Geboren wurde Michael Philip Jagger 1943 in Dartford. Der Vater war Sportlehrer, die Mutter soll für Hausmusik in der Familie gesorgt haben. Micks jüngerer Bruder Chris wurde ebenfalls Musiker und Songschreiber. In der Gründungszeit der Stones soll Micks Stipendium für die renommierte "London School of Economics and Political Science" oft die einzige Einnahmequelle der jungen Musiker gewesen sein.
Galten die Stones in ihren Anfängen noch als "Bürgerschreck", sind die Konzerte mittlerweile Ereignisse, auf denen mehrere Generationen vereint den Takt mitwippen. Auch die Kritik, Songs wie "Sympathy for the Devil" seien ein Angriff auf den christlichen Glauben, sind lange verstummt. Auf die Frage, wie lange er den "Stones-Job" noch machen könne, antwortete Jagger im vergangenen Jahr der "Zeit": Solange "man es genießt und immer noch in der Lage ist, es zu tun, machen wir eben weiter".