Gemäß der Titellogik des modernen Klassikers "Meine Braut, ihr Vater und ich" müsste dieser Film eigentlich "Unsere Töchter, ihre Freunde und wir" heißen. Die Komödie erzählt im Grunde die gleiche Geschichte wie das oft kopierte Vorbild, allerdings aus der väterlichen Perspektive, und das gleich dreifach, was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass sie auch dreimal so komisch ist.
Sie beginnt als leicht variierte Hommage an den Schluss eines echten Klassikers, "Die Reifeprüfung" (1967): Im letzten Moment verhindert ein junger Mann die Hochzeit seiner Geliebten. Eigentlich sollte Antonia den braven Juniorpartner aus der Kanzlei ihres Vaters Artur heiraten. Ihre wahre Liebe ist das genaue Gegenteil: Alex ist ein Antikapitalist, der offenbar auch schon mal Bonzenautos abfackelt. Als sich rausstellt, dass Arturs Schwager Kalle und Yussuf ebenfalls erhebliche Probleme mit den Freunden ihrer Töchter haben, beschließen die drei, ihre ungeliebten designierten Schwiegersöhne mit Hilfe mieser Tricks zum Teufel zu jagen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Daraus hätte eine unbeschwerte Sommerkomödie mit durchaus ernstem Hintergrund werden können, schließlich tun sich tatsächlich viele Väter schwer, ihre Töchter loszulassen. Marc Rothemund, der seine Regie-Karriere einst mit der sehr vergnüglichen Romanze "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" (1998) begonnen hat und seinen damals erworbenen guten Ruf später mit den sehenswerten Tragikomödien "Heute bin ich blond" (2013), "Mein Blind Date mit dem Leben" und "Dieses bescheuerte Herz" (beide 2017) mehr als bestätigt hat, schien zudem genau der Richtige für diesen Stoff zu sein.
Leider mangelt es seiner Umsetzung des auf einer spanischen Vorlage ("Es por tu bien", 2017) basierenden Drehbuchs (Hans Rath, Felix Starck) an Charme und Raffinesse. Wenn die drei "Superschwäger" (wie Yussuf die gemeinsame WhatsApp-Gruppe genannt hat) buchstäblich zur Tat schreiten, setzen sie sich Sonnenbrillen auf, aber mehr als Zeitlupe ist Rothemund in diesen Momenten nicht eingefallen. Wo der Humor gerade seiner anspruchsvollen letzten Filme eher subtil funktionierte, bleibt hier nichts unausgesprochen oder ungezeigt.
Das gilt auch für die beiden prominenten Hauptdarsteller. Jürgen Vogel muss in seinen Komödien ohnehin meist eher gebremst werden, und Heiner Lauterbach mit streng zurückgekämmter Beethoven-Perücke begnügt sich über weite Strecken damit, verkniffen dreinzuschauen. Allerdings lassen die Klischeerollen den beiden auch nicht viel Spielraum: Bauarbeiter Kalle (Vogel), wein Einfaltspinsel mit extrem kurzer Zündschnur, hat aus unerfindlichen Gründen notorisch schlechte Laune, und das wesentliche Merkmal von Artur (Lauterbach) ist neben seinem zur Schau gestellten Reichtum die Tatsache, dass er sich zum Schmollen ins Badezimmer verzieht.
Dagegen verkörpert Hilmi Sözer den dritten Schwager geradezu wohltuend normal; dass sich Yussuf von seiner hübschen Tochter widerstandslos um den Finger wickeln lässt, macht ihn ohnehin sympathisch. Gemeinsam ist allen drei, dass ihre sogenannten besseren Hälften (Marie-Lou Sellem, Lisa Maria Potthoff, Inka Friedrich) daheim das Sagen haben.
Dass der immerhin handlungsreiche Film der schlichten Rollenverteilung zum Trotz dennoch Spaß macht, liegt vor allem den oftmals witzigen Dialogen, einigen amüsanten Running Gags, manch’ zwar erwartbarer, aber gelungener Situationskomik, wenn zum Beispiel der Hausmeister das Vätertrio beim Rauchen auf dem Schulklo erwischt, sowie den glaubhaften Konstellationen.
Yussufs Sophie (Lara Aylin Winkler) hat sich auf einen Mitschüler (Junis Marlon) eingelassen, der mit Drogen dealt, und auch Kalle reagiert nachvollziehbar schockiert, als er rausfindet, um wen es sich bei dem Fotografen handelt, in den sich Tochter Luna (Lisa-Marie Koroll) verliebt hat: Pierre (Andreas Pietschmann) ist ein früherer Klassenkamerad, der schon zu gemeinsamen Schulzeiten als Casanova galt; dass sich die Bilder einer Vernissage als Aktfotos von Luna entpuppen, macht die Sache nicht besser.
Von einer ARD-Freitagskomödie unterscheidet den Film letztlich der sichtbar größere optische Aufwand und das umfangreiche Ensemble mit neun wichtigen Mitwirkenden in den Nebenrollen, die letztlich allesamt überzeugender sind als Lauterbach und Vogel, weil ihre Figuren nicht als Karikaturen angelegt sind. Das dritte Liebespaar wird von Jacob Matschenz und Janina Uhse gespielt.