"Anfangs hieß es, wir würden reine Verteidigungswaffen liefern, jetzt sind daraus ganz klar Angriffswaffen geworden", sagte sie der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Mit deutschen Panzern werde auf russische Soldaten geschossen. "Das kann doch auch keine Lösung sein", betonte die einstige hannoversche Landesbischöfin, die am Karsamstag bei einem Ostermarsch in Hannover sprechen wird.
Vollkommen außer Frage stehe zwar, dass es sich bei dem Ukraine-Krieg um den Angriffskrieg eines Diktators auf ein freies Land handle. Dennoch müsse es durch Friedensverhandlungen schnellstmöglich zu einem Ende des Tötens kommen. "Verhandlung heißt nicht Kapitulation", unterstrich Käßmann.
Käßmann hatte sich wiederholt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen und, wie zuletzt in einem von Vertretern aus Politik, Gewerkschaften, Kultur und Wissenschaft unterzeichneten Appell, einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen mit Russland gefordert. Aussagen des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev, wonach der von Käßmann mitgetragene Friedensappell "purer Zynismus" sei, wies die ehemalige Landesbischöfin zurück: "Er hat das Recht, als Ukrainer zu reden, ich habe das Recht, als Deutsche zu reden." Sie spreche der Ukraine nicht das Recht ab, sich zu wehren, aber sie fürchte, dass Deutschland durch Waffenlieferungen nach und nach selbst zur Kriegspartei werde.
Käßmann sagte, sie stelle sich "idealerweise eine Welt ohne Waffen vor". Das sei eine Vision, die sie nicht aufgeben wolle. "Derzeit reden alle nur von Aufrüstung, dabei bräuchten wir die Unsummen, die da investiert werden, dringend für Bildung oder Klimaschutz. Wenn ich an meine sieben Enkelkinder denke, weiß ich, dass ihre Zukunft jedenfalls nicht durch Waffen gesichert wird", sagte die Theologin.