"Die Klimafrage und die soziale Frage sind nicht voneinander zu trennen", sagte die westfälische Präses den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag). "Gesetze, die dem Schutz des Lebens dienen, dürfen nicht denjenigen schaden, die ohnehin zu wenig zum Leben haben." Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit müssten zusammen gedacht werden.
"Die konkreten Gesetze und Instrumente dafür zu finden, ist eine politische Aufgabe", unterstrich Kurschus. "Maßgabe dabei sollte dies sein: Stärkere Schultern müssen mehr tragen als Schwache."
In der Debatte um das Verbot neuer Öl- und Gasheizungen plädierte Kurschus für mehr Sachlichkeit. "Da muss man mal etwas die Panik rausnehmen", sagte sie den Funke-Zeitungen. "Die Gesetzesreform verlangt ja nicht, dass alle Haushalte ihre alten Öl- und Gasheizungen rausreißen." Vielmehr gehe es um neue Heizungen, die ab 2024 installiert werden. Es sei unbedingt nötig, die großen Treibhausemissionen, die vom Gebäudesektor ausgehen, zu reduzieren.
Das Vorhaben gehe in die richtige Richtung. Da dies nicht ohne Belastungen gehe, sei entscheidend, "dass niemand mehr Lasten aufgebürdet bekommt als er tragen kann", betonte die EKD-Ratsvorsitzende. "Wir müssen dafür sorgen, die Maßnahmen so zu gestalten, dass die soziale Schere nicht immer weiter auseinandergeht."
Mit Blick auf die Debatte um die Kindergrundsicherung erklärte Kurschus, dass diese unverzichtbar sei. Kinderarmut sei eines der gravierendsten Probleme, welches eine Gesellschaft haben könne. "Die soziale Herkunft, das belegen sämtliche Studien, wirkt sich auf Bildungschancen aus", unterstrich sie. "Da entsteht ein Schaden, der sich durch einen ganzen Lebensweg zieht, bis ins Alter hinein."