Sternehimmel über Deutwang in Deutschland
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Laut der Sternenparkkoordinatorin Sabine Frank werde es immer schwerer, einen schönen Sternenhimmel zu sehen. Schuld daran hat die Lichtverschmutzung. 
Erhellend. Unterwegs im Advent
Wenn Licht zum Problem wird
Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende. Das heißt: Wir haben die längste Nacht des Jahres vor uns. Wieso Dunkelheit für uns und andere Lebewesen wichtig ist und warum wir sie vor künstlichem Licht schützen müssen, darüber hat evangelisch.de-Redakteurin Sarah Neder mit Sternenparkkoordinatorin Sabine Frank gesprochen.

Wenn Sabine Frank über die Dunkelheit spricht, beziehungsweise über ihre Gefährdung, dann klingt ihre Stimme noch etwas lauter durch das Telefon. Gefährdung der Dunkelheit? Ja. Und zwar durch künstliches Licht. Und genau das will Sabine Frank mit aller Kraft verhindern.

Sabine Frank ist Sternenparkkoordinatorin im Biosphärenreservat Rhön. Die Sozial- und Kulturwissenschaftlerin ist Hobby-Astronomin und gibt im Sternenpark Touren mit Titeln wie "Erleben der Nachtlandschaft", "Himmelskunde" oder "Sternen- und Keltenführungen". Sie sagt: "Ich bin sehr viel in der Nacht unterwegs." Die Dunkelheit sei beruhigend, beschützend, inspirierend. "Der Sternenhimmel ist beständig, egal wie die Verhältnisse auf der Erde sind. Ich liebe alles an der Dunkelheit."

Echte Dunkelheit zu erfahren, wird jedoch immer schwerer. Grund ist die Lichtverschmutzung. Lichtverschmutzung bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Licht, das unkontrolliert in die Umgebung abstrahlt. Diese Form der anerkannten Umweltverschmutzung hat viele Konsequenzen. Zum einen wird der Biorhythmus von Menschen und Tieren gestört, da nächtliche Dunkelheit für viele biologische Prozesse essentiell ist.

Zum anderen erschwert Lichtverschmutzung die Beobachtung des Sternenhimmels und bedroht damit kulturelle und wissenschaftliche Werte. Energieverschwendung ist ein weiterer wichtiger Aspekt, da unsachgemäße Beleuchtung unnötig Ressourcen verbraucht.

Sabine Frank berät auch Kommunen mit ihrem Fachwissen. Sie hilft dabei, Maßnahmen zur Reduzierung von Lichtverschmutzung zu entwickeln und umzusetzen. Dazu gehören unter anderem die Optimierung von Bestandsbeleuchtung wie Straßenbeleuchtung oder in Gewerbebetrieben, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Entwicklung lokaler Beleuchtungskonzepte, die sowohl umwelt- als auch menschenfreundlich sind. Großstädte wie Gütersloh etwa, erzählt Frank, schalteten nachts die Beleuchtung ab, um in erster Linie Energie und damit Geld zu sparen und mit dem Mehrwert, die natürliche Dunkelheit wiederherzustellen. Das sollten ihrer Ansicht nach viel mehr Städte tun.

Sabine Frank ist Sternenparkkoordinatorin im Biosphärenreservat Rhön.

"Ich engagiere mich gegen den menschlichen Kunstlichtkonsum. Die übertriebene nächtliche Beleuchtung ist maximale Rücksichtslosigkeit gegenüber der Umwelt", sagt Sabine Frank. Abschalten bringe Sterne wieder zurück, was viele Menschen mit Lebensqualität verbinden. 

Sabine Frank gibt praktische Tipps, um Lichtverschmutzung zu reduzieren. Sie empfiehlt, stets eine Taschenlampe mit sich zu führen, wenn man sich draußen bewegt, anstatt überall Außenbeleuchtung fest zu installieren.

Außenbeleuchtung sollte generell vermieden oder zumindest so gestaltet werden, dass sie nur den tatsächlich benötigten Bereich erhellt. Auch im Innenbereich lässt sich mit einfachen Maßnahmen viel bewirken: Überlegen Sie, wie weit das Licht Ihrer Innenbeleuchtung nach außen abstrahlt, und ziehen Sie nachts die Rollläden herunter, um die Lichtausbreitung in den Garten zu minimieren. Selbst öffentliche Anstrahlungen, wie beispielsweise Kirchenbeleuchtung, sollten in der Nacht ausgeschaltet werden, um die natürliche Dunkelheit zu bewahren und damit wirksamen Insektenschutz zu betreiben.

Künstliches Licht - dazu gehört auch Weihnachtsbeleuchtung - ist eine enorme Belastung für die Gartentiere. "Es wird immer gedacht: Im Winter sind keine Tiere da." Nachts ruhende Lebewesen wie Singvögel würden aber durch den Lichteinfall gestresst und vertrieben. Aufgrund der Lichtdurchlässigkeit ihrer Schädeldecke reagierten Vögel besonders empfindlich auf künstliches Licht, das ihren Schlaf stören kann, betont Frank. Ohne schützendes Laub seien sie zudem direktem Licht und Reflexionen ausgesetzt, was Stress auslöst. "Das ist echt traurig", sagt Frank.

Außerdem, so erläutert die Expertin, seien Insekten von künstlichem Lichteinfall betroffen. Beleuchtung, die direkt auf Pflanzenstrukturen oder in den Garten einwirkt, störten die Entwicklungsstadien der Eier und Larven. Die Auswirkungen zeigten sich oft erst im darauffolgenden Jahr, wenn Insektenpopulationen zurückgehen oder ausbleiben.

Der Schutz der Nacht ist Sabine Frank wichtig. Vor allem wegen der Umwelt. Aber auch die Sicht auf Sterne spielt eine Rolle. In ländlichen Regionen, etwa in der Rhön oder am am Edersee gebe es noch schöne Naturnächte, berichtet die Sternenparkkoordinatorin.

Angst vor der Dunkelheit kann Sabine Frank nicht nachvollziehen. "Das ist Kopfkino, dass uns selbst einschränkt, aber überwunden werden kann." Sie rät allen, die sich fürchten: "Gehen Sie einmal nachts alleine in den Wald, das ist der sicherste Ort – und genießen Sie die wunderbare Dunkelheit mit dem Sternenhimmel."