Die Evangelische Kirche im Rheinland hat zum Start ihrer diesjährigen Landessynode den Wert religiöser Bildung hervorgehoben. Lebenslang zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, entspreche dem Leben und Handeln von Jesus Christus, hieß es am Sonntag im Auftaktgottesdienst in Düsseldorf. Anschließend nahm das Kirchenparlament der 2,27 Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche seine sechstägigen Beratungen auf. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mahnte in einem Grußwort zu mehr Ökumene, nur so könnten die Kirchen "ein glaubwürdiges Zeugnis von der Präsenz Gottes in der Welt geben".
Bildung ist das Schwerpunktthema der Synode. Bildung sei eine Lebensaufgabe und helfe, "Mensch zu werden und menschlich zu bleiben", erklärte Oberkirchenrätin Henrike Tetz. Dazu gehörten "von Freiheit geprägte, lebensdienliche Beziehungen". Das oberste Leitungsorgan der zweitgrößten deutschen Landeskirche berät bis Freitag zudem über weitere Vorlagen und Kirchengesetze und verabschiedet einen Doppelhaushalt für die Jahre 2023 und 2024. Weitere Themen sind Friedensethik, Klimaschutz, der Umgang mit Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen und Bürokratieabbau durch eine Verkleinerung der Kirchenordnung. Am Montag wird der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zu einem Grußwort erwartet. Am Dienstag trägt der leitende Theologe, Präses Thorsten Latzel, seinen jährlichen Bericht vor.
Am Eröffnungsgottesdienst wirkten Schülerinnen und Schüler aus fünf Schulen der rheinischen Kirche in Aachen, Bonn, Dierdorf, Düsseldorf und Hilden mit, insgesamt ist die Landeskirche Trägerin von zehn weiterführenden Schulen. Auf dem Gebiet der 627 Kirchengemeinden in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen werden zudem rund 800 evangelische Kindertagesstätten unterhalten. Unter der Überschrift "Sensibel für Vielfalt, offen für Gott - Bildung. Evangelisch. Frei." wollen die 199 Synodalen aus den 37 rheinischen Kirchenkreisen ab Montag ausführlich über das evangelische Bildungsverständnis und eine Stärkung dieses Arbeitsbereichs diskutieren.
Der Essener Bischof Overbeck warb für ein "Wirken der Kirchen in ökumenischer Verbundenheit mitten in der Gesellschaft". Es sei eine "historische Zäsur, wenn erstmals weniger als die Hälfte der Deutschen weder der evangelischen noch der katholischen Kirche angehören", sagte er laut Redetext. Der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sei eine gemeinsame christliche Aufgabe. Gemeinsame Antworten müssten auch auf Flucht und Migration sowie Gefährdungen der Demokratie gefunden werden.
"Wir haben eine gemeinsame Herausforderung zu bestehen, nämlich in einem zunehmend säkularen, pluralen und multireligiös geprägten gesellschaftlichen Umfeld unsere kirchliche Arbeit so neu auszurichten, dass Menschen darin für sich Angebote gelingenden Lebens entdecken können", betonte der Ruhrbischof. Vielfach würden die konfessionellen Unterschiede dabei gar nicht mehr wahrgenommen. Es gebe zudem bereits eine Reihe von Kooperationen.
Nach zwei Jahren coronabedingter Online-Treffen findet die Jahrestagung des Kirchenparlaments wieder in Präsenz statt. Erstmals in der 75-jährigen Geschichte der Landessynode wurde Düsseldorf als Tagungsort gewählt. Seit 1975 versammelte sich die Synode in Bad Neuenahr-Ahrweiler, das von der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 schwer getroffen wurde.