Die Landeskirchen mahnten Änderungen bereits seit mehr als zehn Jahren an, aber in den Theologischen Fakultäten tue sich wenig, sagte Böhm im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Falls diese Reform nicht komme, habe das gravierende Auswirkungen auf den Pfarrdienst.
Junge Menschen würden vor allem vom Erlernen der alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch abgeschreckt, wodurch sich ein klassisches Studium auf über zwölf Semester verlängern könne. "Vor 25 Jahren hatten 60 Prozent das Latinum, heute ist es die absolute Ausnahme", sagte Böhm.
Die drei Sprachen brauche man allenfalls für eine wissenschaftliche Karriere. "Für das Pfarramt und für das Studium, das internationaler und interdisziplinärer wird, sind sehr gute Englischkenntnisse sinnvoller als Lateinkenntnisse."
Erschwerend komme hinzu, dass theologische Studienabbrecher nicht einmal einen Bachelorabschluss hätten und die mündlichen Abschluss-Prüfungen anders als in allen anderen Fächern konzentriert an zwei Tagen nach "dem Modell Jüngstes Gericht" stattfänden, sagte Böhm. Das sei im Vergleich zu anderen Studienfächern nicht mehr haltbar. Die Prüfungen sollten auf einen längeren Zeitraum verteilt werden.
Berufsbegleitendes Studium boomt
All diese Gründe führten dazu, dass junge Menschen sich immer häufiger gegen ein klassisches Theologiestudium auf Pfarramt entschieden. Zwischen 2020 und diesem Jahr habe es fast 40 Prozent weniger Studienanfängerinnen und -anfänger gegeben. Zwar könne die hessen-nassauische Kirche noch bis 2027 jährlich mit 30 Vikarinnen und Vikaren rechnen, danach brächen die Zahlen aber ein.
Große Attraktivität genießen laut Böhm hingegen die berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengänge in Hessen und Rheinland-Pfalz, die seit zehn Jahren in Marburg und seit drei Jahren in Mainz und Frankfurt angeboten werden.
So sei etwa in diesem Sommer der Studiengang "Master of Theology" an der Universität Marburg wieder mit 32 Studierenden begonnen worden. Auch beim Studiengang "Master of theological studies", dem sogenannten "MainMaster", seien jeweils zwölf Studierende eingeschrieben gewesen. "Wenn wir diese Studiengänge nicht ermöglicht hätten, hätte die EKHN jetzt ganz große Personalsorgen", sagte Böhm.