Mittwoch ist Suppentag in der evangelischen Kita Halmbachstraße in Mannheim. Die Kinder helfen, das Gemüse für das Gericht klein zu schnippeln. "Durch die Mitarbeit bei der Zubereitung wissen die Kinder, wie Blumenkohl aussieht", sagt Kita-Leiterin Britta Leiser. In der fertigen Suppe sei der Blumenkohl püriert und nicht mehr als solcher erkennbar.
Die evangelische Kita Halmbachstraße ist eine von acht Mannheimer Kindergärten, die aktuell bei dem Projekt "Gemeinsam, Lecker, Nachhaltig (GeLeNa) - Kita-Essen mit Herz und Verstand" der Evangelischen Kirche in Mannheim mitmachen. Die Einrichtungen haben Anfang 2020 ihren Speiseplan auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit überprüft und auf Biokost umgestellt. Ziel sei es, nach und nach "GeLeNa" auf alle evangelischen Kitas in Mannheim auszuweiten.
Grundlage für den neuen Speisenplan in der Kita Halmbachstraße waren die Lieblingsgerichte der Kinder. Anhand einer Klimateller-App überarbeitete die Klimaschutzmanagerin Carolin Banašek-Richter die Gerichte und änderte sie mit Blick auf ihre CO²-Bilanz ab. "Wir haben auch neue Gerichte ausprobiert", sagt Britta Leiser. "Spaghetti gibt es jetzt mit Linsen statt mit Hackfleischsauce."
Die Zutaten würden der Jahreszeit entsprechend gewählt, so die Erzieherin. Produkte mit besonders negativer Klimabilanz wie etwa Reis oder Sahne seien durch andere, umweltfreundlichere Lebensmittel wie Quinoa oder Hafersahne ersetzt worden. Anschließend bewerteten die Kinder die neuen Gerichte nach ihrem Geschmack. Die Kochfrau der Kita bewertete außerdem den zeitlichen Aufwand für die Zubereitung sowie die Umsetzbarkeit der neuen Kochrezepte.
Mitsprache der Kinder wichtig
Auch das Auge der Kinder isst mit. "Manche Essen fanden die Kinder deshalb nicht lecker, weil sie - wie etwa der Graupenrisotto - 'so grau' aussahen", erinnert sich Britta Leiser. Die Mitsprache der Kinder bei der Auswahl und Zubereitung der Essen ist Teil ihrer Pädagogik. "Selbstwirksamkeit und das Wissen um die Herkunft des Essens sind uns wichtig", sagt die Kita-Leiterin.
Einige Kinder seien bis zu zehn Stunden in der Betreuungseinrichtung. Das Essen nehme einen Großteil des Kindergartentages ein. "Es gibt lange Gesichter, wenn die Kochfrau krank ist und der Essensduft ab 11 Uhr ausfällt", weiß Britta Leiser. Für viele Kinder sei das Kita-Essen die einzige warme Mahlzeit am Tag.
Eltern werden einbezogen
Viele Eltern kochten heute nicht mehr selbst, so die Erfahrung der Erzieherin. Aufklärungsarbeit gehört deshalb zum "GeLeNa"-Projekt dazu. Kochkurse und Informationsabende für Mütter und Väter ergänzen das neue Qualitätskonzept. "Wir planen ein GeLeNa-Kochbuch, das saisonal aufgebaut sein wird, in dem Tipps gegen Lebensmittelverschwendung enthalten sein werden und das von unseren Kita-Kindern bebildert wird", erläutert die Klimaschutzmanagerin Carolin Banašek-Richter ihre Zukunftspläne.
"Wir sind sehr stolz und freuen uns den Preis entgegen nehmen zu dürfen", sagte Verwaltungsdirektor Steffen Jooß bei der Preisübergabe vergangene Woche. Er hatte vor zwei Jahren die Idee zu dem Projekt.
"GeLeNa" könne ein Vorbild für andere Einrichtungen sein", begründete der Vertriebsdirektor der Evangelischen Bank Sebastian Schneider das Engagement der Bank. Gesunde und nachhaltige Ernährung sei in Zeiten von Fertigprodukten, Verschwendung und einem schwindenden Bezug zu natürlichen Nahrungsprodukten wichtiger denn je.