Wegen der Abstandsregeln würden nur rund 15 Leute in dem kleinen Gotteshaus erlaubt sein, erläuterte Wilhelm. Außerdem bräuchte man Ordner, die die Touristen am Eingang wieder abweisen müssten, wenn die Kapelle voll ist. Auch Freiluftgottesdienste seien keine Option: Die wären vielleicht bis 2000 Höhenmetern möglich gewesen. Aber so weit oben wie auf der Zugspitze sei es auch im Sommer oft kalt und stürmisch.
„Wir haben uns daher schweren Herzens entschlossen, auch dieses Jahr auf Gottesdienste auf der Zugspitze zu verzichten“, bedauerte Wilhelm. Dafür gebe es andere Angebote für die Urlauber zwischen Mitte Juni und Mitte September: So soll es dienstags Bergandachten auf dem Eckbauer (1237m) geben, donnerstags auf der Kreuzalm (1600m) und samstags auf dem Wank (1780m). Beginn der Andachten sei jeweils um 12 Uhr.
Dazu kämen Sonnenaufgangsmeditationen, Mondwanderungen oder spirituelle Wanderungen, sagte Wilhelm. Idee sei es, sich in Corona-Zeiten viel draußen zu bewegen. Daraus habe sich auch „Bewegen und Segen“ entwickelt - zweistündige Spaziergänge von Kirche zu Kirche mit Impulsen auf dem Weg und einem Schlusssegen. Die Angebote seien von den Menschen gut angenommen worden, deshalb sollen sie auch nach der Pandemie weitergehen.
Die Pandemie habe die Kirche ohnehin auf gute Ideen gebracht, betonte die Pfarrerin. Es hätten sich kreative Angebote entwickelt, weg von der strengen Liturgie. „Durch die Pandemie mussten wir uns bewegen - mehr hin zu den Menschen.“ Sie spreche ohnehin lieber von Andachten, denn „Berggottesdienst“ schrecke viele nicht-kirchliche Besucher ab, sagte Wilhelm, die auch Sprecherin für Tourismusarbeit im Kirchenkreis München-Oberbayern ist.
Unter freiem Himmel erlebe man immer wieder einmalige Momente: Einmal habe die Pfarrerin eine Andacht auf dem Wank gehalten über Adler - „am Ende ist tatsächlich ein Adlerpärchen über unsere Köpfe hinweggeflogen“, erzählt Wilhelm. „Wenn man im Freien und mit offenem Herzen herumgeht, bekommt man schöne Momente geschenkt.“