Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Regensburger Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich an ihre Spitze gewählt. Die 25-Jährige setzte sich am Samstag bei der digitalen konstituierenden Sitzung des Kirchenparlaments überraschend gegen die 41-jährige Richterin und Grünen-Politikerin Nadine Bernshausen aus Marburg durch. Für Heinrich stimmten 75 Delegierte, für Bernshausen 39. Als Präses gehört Heinrich fortan auch dem Rat der EKD an.
Die Studentin gehörte bereits der vorhergehenden Synode als Jugenddelegierte an und ist in der aktuellen 13. Synode reguläres Mitglied. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm wertete das Ergebnis als „historisch“. Es sei ein „ganz starkes Zeichen für unsere Kirche“ und zeige die Bedeutung, die junge Menschen für die Gestaltung der Zukunft hätten. Der im Herbst ausscheidende Ratsvorsitzende hatte sich stets für eine stärkere Beteiligung junger Menschen in der evangelischen Kirche eingesetzt.
"Integrierende und pragmatische Kirche"
Die evangelische Kirche debattiert derzeit intensiv, wie sie mit Mitglieder- und Relevanzverlust in der Gesellschaft umgehen soll. Anna-Nicole Heinrich warb in ihrer Vorstellungsrede vor den Synodalen für eine „optimistische Perspektive hinaus in die Weite“, wenngleich sie begleitet sein werde „von Sparmaßnahmen, Rückbau und Umbau“. „Als Präses möchte ich für eine hoffnungsvolle, integrierende und pragmatische Kirche stehen“, sagte sie.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, reagierte mit Anerkennung auf die Wahl der 25-jährigen Heinrich. „Ich bin beeindruckt, dass Sie mit so jungen Jahren eine solche wichtige Verantwortung in der evangelischen Kirche übernehmen“, erklärte Bätzing. Er halte das „für ein gutes Zeichen, wird es doch vielen jungen Menschen Mut und Ansporn sein, sich in der Kirche zu engagieren".
25-Jährige folgt auf 79-Jährige
Heinrich folgt auf auf die ehemalige FDP-Bundesministerin Irmgard Schwaetzer (79), die die Synode fast acht Jahre lang geleitet hatte und am Samstag mit viel Lob von den Synodalen verabschiedet wurde. In digitalen Grußbotschaften dankten Bischöfe und engagierte Laien der ehemaligen Bundesministerin für deren Leitung des Kirchenparlaments, das in den vergangenen Jahren Weichen für die Zukunft angesichts des andauernden Mitgliederverlusts gestellt hatte.
Dem Kirchenparlament steht ein Präsidium mit insgesamt sieben Mitgliedern vor. Als Vizepräsides wurden die Pädagogin Elke König aus Greifswald und der Theologe Andreas Lange aus Lemgo bestätigt. Als Beisitzer wurden der Student Marten Siegmund aus der hannoverschen Landeskirche, der Kölner Hochschulprofessor Uwe Becker, die bayerische Pfarrerin Gabriele Hoerschelmann sowie die Agraringenieurin Andrea Bleher aus der württembergischen Landeskirche gewählt. Die Amtszeit des Präsidiums dauert wie die der ganzen Synode sechs Jahre.
Das Amt als Synodenpräses ist zudem mit einem Sitz im Rat der EKD verbunden. Die übrigen 14 Mitglieder diese Leitungsgremiums werden bei der Herbstsitzung der Synode im November neu gewählt. Dann wird auch der bisherige Ratsvorsitzende Bedford-Strohm aus dem Amt scheiden.
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