Der Leitende Bischof der Vereinigung der lutherischen Kirchen in Deutschland, Ralf Meister, stellt sich auf grundlegende Veränderungen seiner Kirche ein. Vor dem Hintergrund des Mitgliederverlusts stelle sich die Frage, „in welchen staatlichen Analogien wir uns befinden und inwieweit die noch zukunftsfähig sind“, sagte der hannoversche Bischof am Montag während der digitalen Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er gehe davon aus, dass beispielsweise alle Formen der kirchlichen Verwaltung, die staatsanalog aufgebaut worden sind, „sehr klar überprüft werden“. Das seien Veränderungen, die in der Vergangenheit kaum vorstellbar gewesen seien, erklärte Meister. Er sei aber zuversichtlich, dass die Infragestellung dieser Strukturen „die Kirche in ihrer Dynamik und Ausstrahlung nicht behindern, sondern eher befreien können“.
Meister verwies dabei auch um die lange vermiedene Diskussion über die Ablösung der Staatsleistungen, die die Kirchen bis heute als Entschädigungen für Enteignungen während der Säkularisierung erhielten. Als weiteres Beispiel nannte er die Diskussion um den Körperschaftsstatus, den auch die evangelischen Kirchen haben. Der Bischof sagte, man müsse künftig abwägen, „was dient der Ausbreitung des Evangeliums und was ist eigentlich Ballast“.
Meister war am Samstag von der Generalsynode zum Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) wiedergewählt worden. Der VELKD gehören sieben der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland an. Am Montag wählte die Generalsynode die neun Mitglieder der Kirchenleitung der VELKD. Qua Amt gehören neben Meister drei weitere Mitglieder der Kirchenleitung an: die stellvertretende Leitende Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Nordkirche), der Präsident der Generalsynode Matthias Kannengießer (Hannover) und als Mitglied der Bischofskonferenz Thilo Daniel (Sachsen).
-Parallel zur VELKD tagte am Montagvormittag auch die Union Evangelischer Kirchen (UEK), zu der zwölf andere evangelische Landeskirche gehören. Sie dringt auf eine stärkere Integration in die EKD. Wie der Präsident der UEK-Vollkonferenz, Volker Jung, am Montag bei einer digitalen Tagung der unierten Kirchen schilderte, wollen die lutherischen Kirchen allerdings weiterhin eine größere Eigenständigkeit bewahren. Die Eigenständigkeit der konfessionellen Bünde UEK und VELKD ist in erster Linie historisch-theologisch begründet, Unierte und Lutheraner berufen sich auf unterschiedliche Bekenntnisschriften.
Beide Bünde tagen jeweils verbunden mit der EKD-Synode, die am Sonntag begann und nach einem Corona-Test bei einer Gremiensitzung weitgehend digital abgehalten wird statt wie ursprünglich geplant als Präsenztreffen in Bremen. Die Synode wählt am Dienstag und Mittwoch einen neuen Rat und dessen Vorsitz. Für Montagnachmittag stand als weiterer Schwerpunkt der EKD-Tagung die Aufarbeitung von Missbrauch auf der Tagesordnung.