„Der sogenannte Dritte Weg lässt sich nur durchhalten, wenn man auch in der Beschäftigtenstruktur nur Kirchenmitglieder hat“, sagte Straetmanns, der in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berufen wurde, die Ende der Woche zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommt.
„Weil das immer mehr durchlöchert wird, beißt sich die Lebenswirklichkeit der Beschäftigten mit dem religiösen Anspruch der Einrichtungen“, sagte der Jurist. Es falle daher schwer, „den Dritten Weg heute noch überzeugend zu verteidigen“.
"Mehr gemein, als man denkt"
Straetmanns, selbst Mitglied der Gewerkschaft ver.di, warb für Tarifverträge in der Kirche. „Das würde auch das Verhältnis zu den Gewerkschaften entspannen“, sagte er. Gewerkschaften und Kirchen hätten heute „nicht mehr die Macht, die sie vor 50 Jahren hatten“. Es sei an der Zeit zu überlegen, „ob man nicht viel mehr gemein hat, als man denkt“.
Die Kirchen haben als Körperschaften des öffentlichen Rechts ein eigenes Arbeitsrecht, bei dem Löhne und Gehälter in der Regel von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberkommissionen ausgehandelt werden und Streiks ausgeschlossen sind. Zudem erlaubt es den Kirchen, zumindest in sogenannten verkündigungsnahen Bereichen nur Kirchenmitglieder zu beschäftigen.
Kirchenengagement werde von Linken sehr geschätzt
Straetmanns ist der erste Linken-Politiker, der in das Parlament der EKD berufen wurde. Zum in der Vergangenheit schwierigen Verhältnis der Kirche zu seiner Partei sagte er: „Auch die EKD sollte erkennen, dass wir dabei sind, uns zu wandeln.“ Es gebe zudem viele thematische Überschneidungen, sagte er und verwies auf die Flüchtlingsarbeit, soziale Arbeit sowie Pflege und Hospizarbeit. „Das Engagement der Kirchen in diesen Bereichen wird von meiner Partei sehr geschätzt“, sagte er.
Als Synodaler will er sich nach eigenen Worten dafür einsetzen, dass sich die Kirche intensiver mit der Frage von Kampfeinsätzen der Bundeswehr befasst. „Als evangelische Christen sollten wir uns deutlicher dagegen aussprechen“, sagte er.