Sandra Starfinger
© epd-Nord/Marieke Lohse
Sandra Starfinger ist seit rund vier Monaten Pastorin auf St. Pauli.
Schatzsuche auf St. Pauli mit neuer Pastorin
Seit rund vier Monaten ist Sandra Starfinger die neue Pastorin auf St. Pauli. Ihr Start auf dem Kiez ist durch Corona gerade sehr ruhig, nun entdeckt sie das Viertel für sich ganz neu.

Zwischen Silbersackstraße, Hafen und Fischmarkt liegt die 200 Jahre alte St. Pauli-Kirche. Sandra Starfinger ist ganz neu im bunten Stadtteil angekommen. Die 40-Jährige ist waschechte Hamburgerin, "wirklich mit Leib und Seele" und seit rund vier Monaten die neue Pastorin auf St. Pauli. Von ihrem Pastorat aus hat sie die Containerschiffe immer im Blick.

Nach und nach lernt sie ihren Stadtteil neu kennen. Denn eigentlich kommt sie aus dem Hamburger Norden. Das Vikariat verbrachte sie in Langenhorn, anschließend war sie acht Jahre Pastorin in Sasel. Dann sollte es eine Veränderung sein. Diesen Absprung zu schaffen habe sie auch einiges an Mut gekostet: "Denn bei dem, was ich hatte, wusste ich, dass ich gut daran hatte", sagt Starfinger. "Und bei dem, was vielleicht kommen würde, wusste ich das natürlich nicht genau."

Es sei am Anfang eine Herausforderung, sich selbst in der neuen Umgebung bekanntzumachen und gleichzeitig auch ein Stück weit erkennbar zu sein für die Menschen. "Sie sollen wissen: Bei mir ist ihr Anliegen gut aufgehoben." Gestartet ist sie mitten in der Corona-Zeit. Die Pandemie hat den Kiez verändert, beobachtet sie. "Und das macht es für mich auch an einigen Stellen schwieriger zu sagen, wie es denn jetzt hier gerade ist."

Sie lebt nun da, wo andere normalerweise in den Clubs feiern, Kneipen erkunden oder durch den "Park Fiction", den sogenannten Palmen-Park mit künstlichem Karibikflair, schlendern. Hier kann es mitunter sehr bunt zugehen. "Wenn man mitkriegt, dass drum herum etwas lebendig ist, dann finde ich das gut." Nicht mehr als Besucherin, sondern als Bewohnerin auf St. Pauli erkundet sie für sich den Stadtteil und die Gemeinde neu. "Es ist tatsächlich oft wie eine Schatzkiste, wenn man den Deckel öffnet, und man entdeckt hier noch etwas und da noch etwas."

"Wieder mit gutem Blick nach vorne schauen"

"Wir suchen jemanden, der Lust hat, sich auf das Leben hier auf dem Kiez einzulassen", hieß es in der Stellenbeschreibung. Das hat sie sofort gereizt. Direkt vor ihrem Pastorat ist normalerweise immer Action, Musik und Stimmung. Sie blickt auf den "Park-Fiction" und die Hafenstraße. Die laute, lebendige Stimmung gefällt ihr gut, sie schätzt aber auch ab und an leise Töne - etwa wenn es um Gespräche geht. Und manchmal läuft abends draußen die Musik, die sie morgens zum Aufstehen selbst hört. "Das ist doch großartig!"

Auch die beiden Hamburger Fußballvereine sorgen für Stimmung auf dem Kiez. "Es gibt auf St. Pauli durchaus Fans des einen wie des anderen Vereins. Aber der Totenkopf wird hier doch einiges höher gehängt", sagt sie über den Verein mit dem markanten Logo. Sie selbst hat früher ganz eigene Kiez-Erfahrungen gesammelt. Das erste Konzert in der Großen Freiheit von der britischen Rockband "Death Leppard" - eine Band, die sie immer noch sehr schätzt - erlebte sie mit ihrem Bruder. "Das werde ich bestimmt nie vergessen."

Für das Jahr 2021 hat sie als neue Pastorin auf St. Pauli eine klare Vision: "Ich wünsche uns allen hier im Umfeld der St. Pauli-Kirche, dass wir mit gutem Blick nach vorne schauen." Und dabei möchte sie genau die Pastorin sein, die sie jetzt in Teilen schon ist "und dann mit der Zeit vielleicht noch ein bisschen offener für diese Besonderheiten hier vor Ort". Um gemeinsam mit ihrer neuen Gemeinde auch ganz neue Schätze zu finden.