Der badische Landesbischof und ehemalige Medienbischof der EKD, Ulrich Fischer, ist verstorben.
©epd-bild/Marc Schmidt
Der badische Landesbischof und ehemalige Medienbischof der EKD, Ulrich Fischer, auf der Frankfurter Buchmesse 2013.
Wegbereiter für die evangelische Publizistik
GEP-Direktor Jörg Bollmann würdigt den verstorbenen Landesbischof Ulrich Fischer
Als entschlossenen Mann an der Spitze der evangelischen Publizistik würdigt der Direktor des Gemeinschaftswerks der evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, in einem Nachruf den verstorbenen Landesbischof Ulrich Fischer. Fischer sei in der Lage gewesen, auch die schwierigsten Probleme zu einem guten Ergebnis zu führen und dabei immer christlich-authentisch und humorvoll geblieben.

„Eine Sitzung, in der nicht wenigstens einmal gelacht worden ist, war keine gute Sitzung.“  Mit diesem Grundsatz hat sich Ulrich Fischer an die Arbeit gemacht - jeden Tag neu, und ganz egal, in welcher Funktion er unterwegs war. Und Ulrich Fischer hat viele Positionen bekleidet in seinem bewegten Leben. Tätig war er zum Beispiel als Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, als Vorsitzender des Präsidiums der Union Evangelischer Kirchen oder – und darum soll es in dieser Würdigung gehen – als Vorsitzender von Gesellschafterversammlung, Verwaltungsrat und schließlich Aufsichtsrat des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP).

In seinen GEP-Ämtern war Fischer von 2004 bis 2015 Wegbereiter für entscheidende Weichenstellungen in der evangelischen Publizistik, hier hat er sich als Medienbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen Namen gemacht. Ohne ihn könnte dieser Nachruf an dieser Stelle nicht erscheinen: Ulrich Fischer hat sich maßgeblich für den Launch von evangelisch.de vor 11 Jahren eingesetzt.

Emotionen und Sachkompetenz

Sein Nachfolger im Amt des GEP-Aufsichtsratsvorsitzenden, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr.Dr.h.c. Volker Jung, würdigt seinen Vorgänger als eine überzeugende Leitungspersönlichkeit in der evangelischen Publizistik. "Ulrich Fischer hat aus einer tiefen  Glaubensüberzeugung heraus gelebt und gehandelt. Es war ihm wichtig, dass evangelische Publizistik in all ihren Ausprägungen in Print, Hörfunk, Fernsehen, Film und Online der Kommunikation des Evangeliums dient - in eigenständiger redaktioneller Entscheidungsfreiheit, aber immer dem Auftrag der Kirche  verpflichtet. Er hat sich um die Medienarbeit unserer Kirche verdient gemacht. Wir sind sehr dankbar für sein Wirken."

Für Alle, die ihn  erlebt haben, bleibt unvergessen, wie Ulrich Fischer persönliche Erlebnisse, eigene Emotionen und sachliche Kompetenzen überein bringen konnte, ohne jemals an Grenzen der gebotenen Professionalität zu geraten. Als Jury-Vorsitzender des Robert-Geisendörfer-Preises erinnerte ihn die Regiearbeit von Sebastian Winkels in dem im ZDF ausgestrahlten Fernsehspiel „7 Brüder“ derart an die eigene Lebensgeschichte, dass wir in der Jury fast schon ergriffen seinen Schilderungen lauschten. „7 Brüder“ hat den Preis 2004 auch bekommen - natürlich nicht wegen der Nähe zur Lebensgeschichte Ulrich Fischers, aber auch, weil der Vorsitzende aus einem persönlichen Erleben heraus in der Lage war, die Profession des zu bewertenden Beitrags zu unterstreichen.

Erfolgsgeschichte mit chrismon

Bei der Preisverleihung ist in den langen Jahren keine Preisträgerin, kein Preisträger von der Bühne gekommen, ohne die authentische Freude des Juryvorsitzenden über den ausgezeichneten Beitrag zu spüren. Wie oft haben wir in Gesprächen danach von Schauspielerinnen, Regisseuren, Autorinnen gehört, wie sehr ihnen der Geisendörfer-Preis am Herzen liegt und wie begeistert sie seien von der christlichen Authentizität des Landesbischofs. Soviel fröhliche Herzlichkeit, so war der Tenor, gebe es nur beim Robert-Geisendöfer-Preis mit diesem Vorsitzenden.  

Die Mitglieder der Gesellschafterversammlung, der Verwaltungsräte und schließlich des Aufsichtsrats hat er stets mitgenommen auf die häufig steinigen Wege der evangelischen Publizistik. Ulrich Fischer war in der Lage, auch die schwierigsten Probleme zu einem guten Ergebnis zu führen – fast immer im Konsens. Seine Amtszeit an der Spitze des GEP begann 2004 mit der schwierigen Überführung des evangelischen Magazins chrismon vom Süddeutschen Verlag zum GEP, was in eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte mündete: Das evangelische Magazin kam mit einer von der Allensbacher Werbeträgeranalyse (AWA) ermittelten Lesendenzahl von knapp einer Million pro Ausgabe im GEP an - für 2020 stellt die AWA fest, dass sich bereits fast 1,7 Millionen Menschen jeden Monat mit chrismon gründlich beschäftigen.

Den Gedanken Geisendörfers verpflichtet

Über Fischers Einsatz für die Nachrichtenagentur epd gibt es viele Geschichten, die stabile Marktposition des epd als nach wie vor wichtige Quelle für deutsche Print- und Online-Berichterstattung geben ihm recht. Zuletzt hat er sich noch gefreut, dass mit epd video endlich der Einstieg der evangelischen Nachrichtenagentur in das Bewegtbildangebot gelungen ist.  

Die evangelische Publizistik bietet mit ihren Produkten und Dienstleistungen gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie den Menschen Trost und Hoffnung. So zum Beispiel durch die ZDF-Fernsehgottesdienste, die während des Lockdowns und geschlossener Kirchentüren eine wichtige Brücke für die Christen in Deutschland zu ihrer Kirche und ihrem Glauben gebaut haben. Oder mit den digitalen Angeboten, die den Menschen in ihrem Zuhause das Gefühl gegeben haben: Du bist nicht allein.

Ulrich Fischer hat maßgeblichen Anteil daran, dass die evangelische Rundfunkarbeit für die bundesweiten Fernseh- und Hörfunkformate unter dem Dach des GEP in die moderne Zeit hinein weiterentwickelt wurde und dass mit evangelisch.de ein digitaler Meilenstein der evangelischen Publizistik gesetzt worden ist, der die Grundlage bildet für weitere digitale Projekte und Formate wie jetzt zum Beispiel das evangelische Netzwerk in den sozialen Medien yeet. Dabei hat sich Ulrich Fischer in seinen publizistischen Bewertungen stets an dem Leitgedanken des GEP-Gründers Robert Geisendörfer orientiert: „Was evangelische Publizistik kann: Etwas öffentlich machen, Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Sprachlosen.“

Freude war ein wichtiger Stellenwert

Wir im GEP behalten Ulrich Fischer dankbar in Erinnerung. Das gilt, da bin ich sicher, nicht nur für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GEP mit den angeschlossenen Unternehmen, sondern auch für alle Vertreterinnen und Vertreter der Gesellschafter, alle Mitglieder der Verwaltungsräte und des Aufsichtsrats, denen er ein guter Vorsitzender war. Wir im GEP behalten Ulrich Fischer dankbar in Erinnerung als entschlossenen Mann an der Spitze der evangelischen Publizistik, als fröhlichen Christenmenschen, als sich kümmernden Seelsorger, als sympathischen Menschen. Als eine Persönlichkeit, für den die Freude an der Arbeit einen wichtigen Stellenwert hatte.

Über Fußball reden? Aber sicher, gern. Zusammen nach getaner Arbeit einer anstrengenden Verwaltungsratssitzung 2006 das WM-Spiel Deutschland gegen Polen zusammen mit der GEP-Belegschaft im Fernsehen schauen? Natürlich! Und natürlich sind wir uns beim späten 1:0 für Deutschland jubelnd in die Arme gefallen.

Wir im GEP behalten Ulrich Fischer dankbar in Erinnerung. Unsere Gebete gelten seiner Familie, bei der er sein geborgenes Zuhause hatte. Unsere Gebete begleiten ihn auf seinem Weg zu Gott, an den er fest geglaubt hat und den wir bitten, dass er bei ihm in Frieden aufgenommen wird.