Ulrich Fischer erlag im Alter von 71 Jahren einer schweren Krebserkrankung. Als Landesbischof repräsentierte Ulrich Fischer von 1998 bis 2014 rund 1,25 Millionen Protestanten in Baden. Fischer war Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und unter anderem auch Vorsitzender des Präsidiums der Union Evangelischer Kirchen, EKD-Medienbischof und elf Jahre Vorsitzender des Verwaltungs- und des Aufsichtsrats des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main.
Fischer habe die evangelische Publizistik in elf Jahren an der Spitze des GEP geprägt, sagte Jörg Bollmann am Donnerstag in Frankfurt. Von 2004 bis 2015 war der am Mittwoch verstorbene Theologe Vorsitzender der GEP-Gesellschafterversammlung, des Verwaltungsrats und später des Aufsichtsrats. Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der EKD, ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehören unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd), das evangelische Magazin "chrismon", das Internetportal "evangelisch.de" und die evangelische Rundfunkarbeit.
"Ein echter Menschenfischer"
Ulrich Fischer habe "maßgebliche Schritte in der evangelischen Publizistik eingeleitet, die in die Zukunft weisen", sagte Bollmann und nannte die Integration von "chrismon" ins GEP, die Weiterentwicklung der ZDF-Fernsehgottesdienste und vom "Wort zum Sonntag" im Ersten sowie den Start des Portals "evangelisch.de". Zudem würdigte der GEP-Direktor Fischers Arbeit als Vorsitzender der Jury des Robert Geisendörfer Preises, mit dem die evangelische Kirche jedes Jahr Fernseh- und Hörfunkbeiträge prämiert.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm würdigte Fischer als ideenreichen und tatkräftigen Theologen. "Ich habe Ulrich Fischer immer als einen Menschen mit großer Glaubensfreude erlebt", schrieb Bedford-Strohm in einem Kondolenzbrief an Fischers Nachfolger in Baden, Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. "Dadurch war der Mensch Fischer ein echter Menschenfischer."
Verantwortung für die Umwelt
Cornelius-Bundschuh erklärte, sein Vorgänger habe mit klarem Blick für die aktuellen Herausforderungen und aus einem tiefen Vertrauen in die Zukunft die badische Landeskirche nachhaltig geprägt. "Das Gottvertrauen von Ulrich Fischer hat viele Menschen, Gremien und Gemeinden ermutigt und im Glauben gestärkt", sagte Cornelius-Bundschuh. Fischer sei stets "schwungvoll, fromm und den Menschen und der Welt zugewandt" gewesen.
Auch als Bischof sei es ihm wichtig gewesen, dass die Kirche Verantwortung für die Welt übernehme, auch hinsichtlich Klimaschutz und Frieden. So habe Fischer bereits lange vor den "Fridays for Future"-Aktivitäten erkannt: "Wir können die ökonomischen und ökologischen Lasten, die wir hinterlassen, nicht den nachfolgenden Generationen überlassen". Ein Herzensanliegen sei ihm auch die Ökumene gewesen.
Im Ruhestand lebte Ulrich Fischer gemeinsam mit seiner Frau auf dem Pferdehof einer seiner drei Töchter und deren Familie. Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 11. Februar 2019 wurde bei dem Theologen ein Hirntumor diagnostiziert. "Wer die christliche Hoffnung in sich trägt, kann leichter mit dem Leben und dem Tod umgehen", sagte Fischer über seine Erkrankung in einem Interview.
Seine Lebensthemen: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung
Ulrich Fischer war ein Mann der klaren Worte, dabei fröhlich, liberal und zupackend: So hat der promovierte Theologe Ulrich Fischer die Evangelische Landeskirche in Baden als Landesbischof geprägt und in die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hineingewirkt. Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung waren Fischers Lebensthemen, der es immer als "Privileg" bezeichnet hatte, Bischof zu sein.
Ulrich Fischer wurde am 11. Februar 1949 in Lüneburg geboren. Nach dem Studium der Theologie in Göttingen und Heidelberg stand er im badischen Sandhausen erstmals auf der Kanzel. Er hat danach mehr als 1.000 Predigten gehalten. Früh wirkte er im Kirchen- und Posaunenchor mit und war bei den christlichen Pfadfindern aktiv. Zehn Jahre war Fischer bis 1989 Pfarrer in Heidelberg-Kirchheim. Von 1989 bis 1995 war Fischer Landesjugendpfarrer in Baden, bis 1998 dann Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Mannheim. Wie ein Pfarrer seine Ortsgemeinde führe, so habe er später die Landeskirche geleitet, erläuterte er sein Amtsverständnis.
Oft sei er um ein Machtwort gebeten worden, erzählte er einmal. Dies stehe ihm als evangelischem Bischof jedoch nicht zu. Denn in der evangelischen Kirche gebe es den Grundsatz des "Priestertums aller Glaubenden", daher könne er nur beraten, vermitteln und mit Worten überzeugen.
Im Einsatz für die Ökumene
Mit Herzblut hat sich Fischer eingesetzt für die innerevangelische und die überkonfessionelle Ökumene, aber auch klare Worte gefunden. So kritisierte er den früheren Papst Benedikt XVI. dafür, kein Interesse daran zu zeigen, das evangelisch-katholische Verhältnis auf eine bessere Grundlage zu stellen. Stolz war er dagegen auf die gelebte Ökumene im Badischen. "In Baden gehen die ökumenischen Uhren anders", pflegte er zu sagen.
Fischer warnte vor einer Spaltung innerhalb der evangelischen Kirche zwischen politisch-gesellschaftlichem Engagement auf der einen und konfessioneller Profilierung auf der anderen Seite. Mit liebevollem Realitätssinn blickte er auf seine Kirche: "Wir haben im Protestantismus wahrlich keinen Mangel an Individualität - das macht ja auch den Charme des bisweilen munter sprießenden protestantischen Chaos aus." Und er befand: "In der Kirche wird zu wenig gelacht." Mit seinem ansteckenden, herzhaften Lachen trug er dazu bei, dies zu ändern.
Bereits vor seinem Amtsantritt am 1. April 1998 hatte Fischer eine gerechtere Einkommensverteilung auch in der Landeskirche und eine Begrenzung von höheren Einkommen gefordert. Dies wurde schnell umgesetzt - zuerst bei seinem eigenen Bischofsgehalt.
Sein großes Thema war Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Kirche. So war er im baden-württembergischen Beirat für nachhaltige Entwicklung und in der Ethik-Kommission der Bundesregierung zur sicheren Energieversorgung. Die Verbindung von Wissenschaft und christlichem Glauben stellte für Fischer keinen Widerspruch dar. "Der Glaubende muss irgendwann durch das Nadelöhr des Denkens", war er überzeugt.
In der Überzeugung, die ökonomischen und ökologischen Lasten nicht den nachfolgenden Generationen überlassen zu dürfen, legte er auch als Bischof kurze Dienstwege mit dem Fahrrad zurück, nutzte Straßenbahn und Zug.
Zu den Leidenschaften des Theologen zählte auch die Kirchenmusik. Er spielte selbst Gitarre und Posaune und war auch Vorsitzender des Evangelischen Posaunendiensts in Deutschland, des Dachverbands für 117.000 evangelische Blechbläser. Fischer liebte besonders die Musik von Johann Sebastian Bach, der die "Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen" grandios umgesetzt habe. Und er war überzeugt davon: "Musik ist für viele Menschen das wichtigste Fenster zum Glauben."