"Wir müssen jetzt unbedingt am Ball bleiben", sagte Carsten Schlepper, Vorstandschef der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, dem Evangelischen Pressedienst. Dass beispielsweise Niedersachsen die Pflicht zu einer dritten Fachkraft in den Krippen auf 2025 verschoben habe "geht gar nicht"
Klar sei, dass die Corona-Krise wie unter einem Brennglas die Probleme knapper Personalausstattungen verdeutlicht habe. So sei der flexible Einsatz von Fachkräften unter der Infektionsvorsorge, zu der beispielsweise strikte Gruppenzuordnungen gehörten, nach wie vor erschwert. "Und der Aufwand in den Arbeitsabläufen ist einfach gestiegen - beispielsweise in den Bring- und Abholphasen mit Eltern vor der Tür oder bei der Umsetzung der Hygienepläne im Umgang mit den Kindern, etwa in den Waschräumen und beim Essen."
Schulgeld abschaffen, Ausbildung vergüten
Auch die Reinigung und Desinfektion der Oberflächen sowie das Lüften und die dadurch notwendige Sicherung offener Fenster und Türen forderten das Personal, verdeutlichte Schlepper, der auch den Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet. Wenn allerdings vor diesem Hintergrund die Bemühungen für bessere Arbeitsbedingungen und Personalentwicklung nicht ausgeweitet, sondern in Teilen sogar zurückgeschraubt würden, so sei das kontraproduktiv. "Wir müssen uns fragen: Tun wir genug, um neue Fachkräfte zu gewinnen und das bisherige Personal zu halten?"
Schlepper kritisierte, dass nur 10 Prozent der 5,5 Milliarden Euro, mit denen der Bund bis 2022 die Länder bei der Verbesserung der Kita-Qualität unterstützt, in die Fachkräftegewinnung und -sicherung fließen. In Bremen seien es immerhin 20 Prozent. "Aber auch das reicht nicht. Wir brauchen höhere Investitionen, damit der Erzieherberuf attraktiver wird." So müssten grundsätzlich das Schulgeld abgeschafft und die Ausbildung vergütet werden. Und auch für bessere Räumlichkeiten, eine bessere Ausstattung - etwa im digitalen Bereich - und eben zusätzliches Personal sei mehr Geld nötig.
Überdies dürften die Bundesgelder nicht bis 2022 befristet werden, sondern müssten darüber hinaus weiter fließen, ergänzte Schlepper. Die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder ist eine Fachgliederung der Diakonie. Sie vereint 19 Mitgliedsverbände mit bundesweit 9800 Einrichtungen. Dort arbeiten eigenen Angaben zufolge mehr als 115.000 Beschäftigte für 550.000 Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren.