evangelische Gemeinde Beirut
©Evangelische Gemeinde zu Beirut/ekkw
Jürgen Henning, Pfarrer der evangelischen Gemeinde zu Beirut, gestaltete während seiner langjährigen Tätigkeit als Auslandspfarrer diese Erntedank Andacht in Brummana östlich von Beirut. Die verheerende Explosion in Beirut beschädigte die Gemeinde nicht.
Explosion verschont Gebäude von Evangelischer Gemeinde in Beirut
Die verheerende Explosion in Beirut hat das Zentrum der vorwiegend deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Beirut weitestgehend verschont.

Wie der kurhessische Evangelische Kirchenkreis Twiste-Eisenberg auf seiner Internetseite mitteilt, wurden lediglich Schäden an 15 Scheiben festgestellt, die inzwischen aber wieder beseitigt seien. Mitglieder und Mitarbeiter der Gemeinde seien unverletzt geblieben. Der aus dem Kirchenkreis stammende Pfarrer der Gemeinde, Jürgen Henning, sei zum Zeitpunkt der Explosion nicht vor Ort gewesen, sondern habe sich auf Heimaturlaub in Berlin befunden.

Die Gemeinde liege nur fünf Kilometer vom Hafen entfernt, wo sich die Explosion am 4. August ereignete, heißt es in dem Beitrag. Die Kirche habe selbst "keinen Kratzer" abbekommen. Erstaunt zeigte sich Henning über die offenbar rasch vorangehenden Aufräumarbeiten in der Stadt. "Niemand im Libanon verlässt sich auch nur ein Fünkchen auf den Staat, alle legen selbst Hand an."

Pfarrer Jürgen Henning, der von 2010 bis 2018 in Korbach an der Markuskirche tätig war, ist Pfarrer der evangelischen Gemeinde zu Beirut.
Die aufgrund anhaltender Proteste zurückgetretene Regierung sei von Vetternwirtschaft und Korruption geprägt gewesen. "Man kann sich nicht vorstellen, wie ein Staat seine Bevölkerung ausbeutet", erklärte Henning.

Wer das Land verlassen könne, der gehe auch, beschreibt Henning den derzeitigen Zustand. So seien auch viele junge Menschen nach dem Schulabschluss ins Ausland gegangen, zum Beispiel nach Europa oder Nordamerika. Das sei ein weiterer "Sargnagel" für das Land.

Die Kirche der evangelischen Gemeinde zu Beirut (Archivbild) blieb bei der verheerenden Explosion am 4. August 2020 vollkommen unversehrt.

Er selbst werde in Beirut bleiben, bekräftigte Henning. Sein Vertrag laufe noch vier Jahre und er könne sich auch vorstellen, die Anstellung im Libanon zu verlängern. "Vorher aufzuhören, würde ich als einen Treuebruch ansehen", betonte er. Eines der Hauptprobleme sei derzeit die starke Inflation. Überwiesene Beträge seien praktisch wertlos, da es Beschränkungen und hohe Umtauschkurse gebe. Das Geld müsse daher in bar ins Land gebracht werden "Wir haben als Gemeinde zwar Geld auf unserem Konto in Beirut, können damit aber eigentlich nichts anfangen", erklärte er.

Die 1856 von deutschen, französischen und Schweizer Kaufleuten gegründete Gemeinde hat aktuell etwa 120 Mitglieder. Neben dem Gottesdienst und dem anschließenden Kirchenkaffee gibt es regelmäßig einen Frauen-, Kinder- und Jugendtreff als feste Bestandteile des Gemeindelebens.