Props Joachim Lenz
epd-bild/ Christian Jungwirth, Graz
Propst Joachim Lenz ist der Vertreter der EKD in Israel. Immer wieder muss auch er Schutz suchen in Kellern vor den massiven Raketenangriffen.
Zum Nahostkonflikt
Christ:innen: Hoffnung auf Frieden hochhalten
Nach dem massiven Raketenangriff des Iran auf Israel ist die Situation nach Angaben des evangelischen Propstes von Jerusalem, Joachim Lenz, weiterhin sehr angespannt und unübersichtlich. Durch die anhaltenden Kämpfe im Süden des Libanon fürchten auch viele Christen dort, das sie das Land verlassen oder fliehen zu müssen.

Zwar sei Jerusalem nicht direktes Ziel des Raketenangriffs aus dem Iran gewesen, sagte Lenz als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Israel dem Evangelischen Pressedienst (epd): Aber "auch wir haben beim Geheul der Sirenen und dem Getöse der Flugabwehr in Schutzräumen oder Kellern gesessen."

"Wer jetzt noch hier ist, ist zumindest indirekt vom Krieg betroffen - wie die Menschen aus Israel und Palästina in den Häusern nebenan", sagte Lenz: "Die deutschsprachige evangelische Gemeinde dort ist klein geworden, nur noch wenige Gemeindemitglieder halten sich im Heiligen Land auf." Die Eskalation der Gewalt führe dazu, dass weitere Deutsche in diesen Tagen ausreisen, fügte Lenz hinzu: "Sonntagsgottesdienste, Chortreffen, Gemeindeabende und Taizé-Andachten gibt es aber weiterhin. Wir halten die Hoffnung auf Frieden hoch, auch wenn der gerade kaum erreichbar scheint."

Die deutschsprachige evangelische Gemeinde bleibe als Anlaufstelle für gemeinsames Beten und Hoffen, Reden und Durchhalten geöffnet, so der Propst: "Mit Konzerten oder Stummfilmabenden erreichen wir auch Menschen, die weder kirchliche noch deutsche Bezüge haben. Gut, wenn wir anderen Oasen anbieten können."

Auch im Libanon ist die Lage für Christ:innen dramatisch. Das Land hat den größten christlichen Bevölkerungsanteil im Nahen Osten. Durch die anhaltenden Kämpfe im Süden des Landes fürchten viele, das Land verlassen oder fliehen zu müssen. Schon jetzt kommt es zu einer humanitären Katastrophe, heißt es in einer Presseerklärung der Christian Solidarity International gem. GmbH.

Zivilisten und Kinder sterben

Während UN-Generalsekretär António Guterres vor einem Flächenbrand im gesamten Nahen Osten warnt, brennt der Libanon bereits vor den Augen der gesamten Welt, heißt es dort weiter. 30 Prozent der Libanesen bekennen sich zum Christentum. Die Gefechte zwischen der Hisbollah und dem Militär Israels haben bereits jetzt zu vielen Hunderten Toten im Libanon geführt, darunter Zivilisten und Kinder.

In diesem Moment leben 70.000 Libanesen in 537 Notunterkünften, die zum Teil in kirchlichen Schulen eingerichtet wurden. Andere Binnenvertriebene schlafen in Parks, Straßenunterführungen oder in Ställen. 100.000 Menschen sind aus dem Libanon hastig nach Syrien geflohen. Die Menschen seien verzweifelt, ob der unbeschreiblichen Brutalität des gigantischen Krieges.

Laut Presseerklärung hält beispielsweise Ordensschwester Maya in der Ortschaft Ain Ebel im Süden des Libanon mit 400 christlichen Familien tapfer aus, da die Christ:innen befürchten müssen, ihre Heimat für immer zu verlieren, sollten sie jetzt fliehen. Es fehlt ihnen an allem. Schwester Maya bittet Christ:innen in aller Welt um die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Treibstoff, damit die Stromgeneratoren laufen und Verletzte ins Krankenhaus in Sidon gebracht werden können. Der erneute Krieg im Libanon könnte zu einer weiteren Fluchtbewegung nach Europa führen und ein weiteres Land des Nahen Ostens entchristlichen.