"Sie gelten auch für Flüchtlinge und Schutzsuchende in Europa, an dessen Rändern und vor den Toren unseres Kontinents", erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos. Die 45. Interkulturelle Woche vom 27. September bis 4. Oktober 2020 steht unter dem Thema "Zusammen leben, zusammen wachsen".
Bischof Bätzing, Landesbischof Bedford-Strohm und Metropolit Augoustinos setzen sich in ihrem Gemeinsamen Wort kritisch mit der Europäischen Union auseinander. Die EU sei erst 2012 mit dem Friedensnobelpreis "für ihren Beitrag zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa gewürdigt" worden, hieß es: "Heute aber umgibt sie sich mit neuen Mauern und Zäunen und richtet Lager an ihren Außengrenzen ein." Die dortigen Zustände seien mit der Achtung der Menschenwürde nicht vereinbar. Es gelte, immer "neu Maß zu nehmen an der Würde jedes einzelnen Menschen".
"Es braucht die Bereitschaft, Vielfalt auszuhalten"
Bätzing, Bedford-Strohm und Augoustinos weisen auf Jesus Christus als Vorbild hin. Er habe "den Weg gesucht zu den Verachteten, zu den Ärmsten der Armen, zu denen am Rande der Gesellschaft, zu den Kranken, den Verfolgten, zu denen, die niemand mehr sehen will, die der Öffentlichkeit entzogen werden". Aufgabe der gesamten Gesellschaft sei es laut den Bischöfen, "auf der gemeinsamen Grundlage demokratischer Werte unterschiedliche Interessen in den Dialog zu bringen und immer wieder auszuhandeln, wie wir leben wollen. Dazu braucht es die Bereitschaft, Vielfalt auszuhalten, damit Teilhabe gestaltet werden kann."
Anlässlich der Interkulturellen Woche sind eine Vielzahl dezentraler Einzelveranstaltungen im gesamten Bundesgebiet geplant. In den vergangenen Jahren seien das stets mehr als 5.000 Veranstaltungen an mehr als 500 Orten gewesen, so die Kirchen weiter. Die Planungen seien in diesem Jahr aufgrund der Coronavirus-Pandemie von vielen Unwägbarkeiten betroffen, hieß es. Die Interkulturelle Woche wolle aber "gerade in schwieriger Zeit ein starkes Zeichen der Gemeinsamkeit" setzen.