Seit rund 100 Tagen ist er neuer Gemeindepastor am Michel. Geprägt ist die Gemeinde durch alteingesessene Anwohner, das Portugiesen-Viertel, Touristen und Angestellte der umliegenden Bürogebäude.
Nach und nach lernt Stefan Holtmann bei Mittagsspaziergängen mit seinem Hund sein neues Gemeindegebiet kennen. Ein Schwerpunkt liegt in der Seniorenarbeit. Aber auch Obdachlosigkeit ist in diesem Quartier ein großes Thema und Teil der sozialen Arbeit in der Neustadt. Der Michel habe ein starkes diakonisches Profil, betont er. Auch Taufen, Trauungen und Beerdigungen stehen für ihn auf dem Programm. Der Michel, so Holtmann, sei nicht nur die Kirche des hanseatischen Großbürgertums.
Stefan Holtmann hat westfälische Wurzeln: Geboren in Dortmund, aufgewachsen in Unna, Studium und Promotion in Bethel und Münster, Vikariat im Tecklenburger Land. "Ich glaube, die Westfalen sind von den Norddeutschen nicht sehr verschieden", sagt er. "Wahrscheinlich sind sie sogar die südlichsten Norddeutschen." Seine Frau Dorothea Frauböse, ebenfalls Pastorin der Nordkirche, brachte ihn dann in den Norden. Vor seinem Ruf an den Michel war er Pastor in Bad Schwartau, Rendsburg und Kiel. Vor allem die zehn Jahre an der Christkirche in Rendsburg haben ihn sehr geprägt.
Seine neue Michel-Gemeinde kennt er seit dem Kirchentag 1995: "Ich habe eine Vorgeschichte mit dem Michel und ihn dann aus der Ferne immer wieder wahrgenommen als besonderen Ort", erzählt er. Typisch Hamburgisch ist für ihn: "Regenwetter und gute Laune". Zu seiner Biografie gehört auch die Leidenschaft zur Musik: Seit seiner Jugend spielt er Orgel - eine große Bereicherung für seine Arbeit als Pastor, findet er. Denn für seine Gottesdienste sind ihm auch Absprachen mit dem Organisten besonders wichtig. "Ich liebe es, gemeinsam mit Kirchenmusikern gemeinsame Formate und Ideen zu entwickeln."
Kirche ist immer eine Baustelle
Beim Predigen in der großen Hauptkirche merkt er deutliche Unterschiede im Vergleich zu seinen vorigen Gemeinden in Schleswig-Holstein: "Das, was wir sagen, erreicht eine große Öffentlichkeit." Predigen habe hier einen besonderen Stellenwert, "weil es eine große und anspruchsvolle Gemeinde ist". Um die Ecke denken und mit Sprache umgehen - das sind Aspekte seiner Arbeit, die er sehr schätzt. Jetzt freut er sich auf den ersten Jahresrhythmus am Michel.
Zu den größeren Projekten gehört auch die geplante Umgestaltung rund um die Hauptkirche. Mit Baustellen an Kirchen hat er Erfahrung durch die langjährige Sanierung seiner ehemaligen Gemeinde in Rendsburg: "Ich glaube ja letztlich, dass die Kirche immer eine Baustelle ist. Sie wird sich immer verändern." Mit der Umgestaltung des Kirchplatzes will sich die Michaelis-Gemeinde neu ihrem Umfeld öffnen. Die große Herausforderung scheut er nicht: "Es ist toll an einer Sache zu arbeiten, die größer ist als man selbst."